«2xWeihnachten ist für mich gestorben»

08.01.2018, 15:46 Uhr
· Online seit 08.01.2018, 13:25 Uhr
Heidi Meichtry-Moser spendet jedes Jahr für die Aktion «2xWeihnachten» - dieses Jahr jedoch zum letzten Mal. Die Münchwilerin ärgert sich, dass ihr gespendetes Paar Kinderwinterschuhe im Brockenhaus statt bei einem armen Kind landete.
Stephanie Martina
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Seit die Aktion «2xWeihnachten» vor 21 Jahren ins Leben gerufen wurde, spendet Heidi Meichtry-Moser etwas. Früher hat sie selbstgemachte Schals und Mützen in Pakete gepackt und Bedürftigen zukommen lassen. Jetzt hat die 76-Jährige jeweils Winterschuhe für Kinder gekauft. Insgesamt hat sie 43 Paar Schuhe gespendet – immer mit grosser Freude. Doch dieses Jahr landeten die Schuhe statt an den Füssen eines Kindes im Brockenhaus. Der Grund: Die Spendenaktion hat ihre Packliste angepasst. Während warme Kleidung in den letzten Jahren erwünscht war, ist sie es nun nicht mehr.

Zweck verfehlt

Die Münchwilerin hat von dieser Änderung erst im Nachhinein im Radio erfahren, nachdem sie ihr Paket bereits verschickt hatte. Sie fragte bei der Spendenaktion nach, was mit ihren Kinderschuhen passierte, und erfuhr, dass die Schuhe in einem Brockenhaus der Heilsarmee verkauft werden.

«Ich fühle mich richtig verarscht!», sagt Heidi Meichtry-Moser gegenüber den «Wiler Nachrichten». Es ergebe doch keinen Sinn, dass eine bedürftige Person für die Schuhe bezahlen müsse, die sie gekauft hatte, um jemandem unter die Arme zu greifen, ärgert sich die Seniorin. Auch die Tatsache, dass mit dem Erlös, der in den Heilsarmee-Brockis verkauften Sachspenden wiederum soziale Projekte finanziert werden, tröstet Heidi Meichtry-Moser nicht. «Ins Brockenhaus kann schliesslich jeder gehen und etwas kaufen. Ob arm oder nicht.»

Kleiderspenden nicht mehr erwünscht

Die Spendenaktion «2xWeihnachten» erklärt die Änderung auf der Packliste: «Wir sammeln dieses Jahr ausdrücklich nur noch lang haltbare Lebensmittel und Körperhygieneprodukte, weil dies dem Bedarf Armutsbetroffener am meisten entspricht und ihr knappes Budget am effizientesten entlastet», sagt Adalbert Widmer, Leiter Fachbereich Soziale Integration des Schweizerischen Roten Kreuz, gegenüber dem Wiler Gratisblatt. Man sei von der Idee «Weiterschenken, was nicht mehr gebraucht wird» weggekommen und gehe hin zu «Schenken, was die Bedürftigen am dringendsten benötigen», erklärt Widmer. Bereits in den vergangenen Jahren sei von solchen Sachspenden abgeraten worden. Gegenüber FM1Today gesteht das Rote Kreuz aber, dass man möglicherweise zu spät kommuniziert habe und, dass die Änderungen deshalb nicht alle mitbekommen hätten.

Rückgabe der Spende nicht möglich

Die wenigen Kleiderspenden versuche «2xWeihnachten» möglichst sinnvoll zu verwenden - deshalb landen sie in Brockis der Heilsarmee. Gute Absichten hin oder her, für Heidi Meichtry-Mosers steht fest: «Diese Spendenaktion ist für mich gestorben!» Sie hätte sich gewünscht, dass sie ihre Schuhe zurückbekomme, damit sie die Schuhe selbst einem guten Zweck hätte zukommen lassen können.

Laut der Spendenakion sei dies aber nicht möglich: «Wir haben in den letzten Jahren stets um die 70‘000 Pakete und rund 350‘000 Kilo Ware erhalten. Allein mit Auspacken und Sortieren sind Freiwillige rund 900 Arbeitstage beschäftigt. Da ist es unmöglich, einzelne Pakete oder Waren ausfindig zu machen», sagt Adalbert Widmer den «Wiler Nachrichten».

veröffentlicht: 8. Januar 2018 13:25
aktualisiert: 8. Januar 2018 15:46
Quelle: red.

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