Privates deutsches Rettungsschiff auf Mittelmeer in Seenot

16.04.2017, 17:30 Uhr
· Online seit 16.04.2017, 04:53 Uhr
Tausende Flüchtlinge sind am Osterwochenende in dramatischen Rettungsaktionen von behelfsmässigen Schiffen vor der libyschen Küste geholt und nach Italien gebracht worden.
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In der Nacht zum Sonntag nahm die Organisation Jugend Rettet nach eigenen Angaben 400 Menschen an Bord, weitere 400 befänden sich ohne Rettungswesten auf ihren Booten im Mittelmeer, teilte die Organisation mit.

Jugend Rettet setzte wegen der akuten Überlastung ihres Schiffs «Iuventa» einen Notruf ab. «Mehrere hundert Menschen befinden sich in akuter Lebensgefahr», erklärte die Organisation mit Sitz in Teltow bei Berlin. Keines der Rettungsschiffe in der unmittelbaren Umgebung der «Iuventa» könne weitere Menschen aufnehmen.

«Wenn nicht schnellstmöglich Hilfe kommt, werden wir hier bald hunderte Tote haben», zitierte die Organisation den Kapitän der «Iuventa». Die Sicherheit der an Bord genommenen Flüchtlinge habe bei schlechter werdendem Wetter «nicht weiter gewährleistet» werden können.

Die «Iuventa» übergab am Samstag die bis dahin aufgenommenen Flüchtlinge an das deutsche Bundeswehr-Versorgungsschiff «Rhein». Laut dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr brachte dieses Schiff 1181 in Seenot geratene Flüchtlinge nach Italien.

Unter den 1181 Flüchtlingen waren den Angaben zufolge 428 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Der Tender «Rhein» habe insgesamt drei zivile Schiffe unterstützt, die sich «am Rande ihrer Kapazität befanden», teilte das Einsatzführungskommando weiter mit.

Seit Freitag wurden vor der libyschen Küste mehrere tausend Flüchtlinge auf behelfsmässigen Schiffen gesichtet. Mindestens 3000 Menschen wurden laut Jugend Rettet allein am Samstag von Schiffen der italienischen Küstenwache und von Hilfsorganisationen aufgenommen.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden in diesem Jahr bereits mehr als 27'000 aus Libyen kommende Bootsflüchtlinge gerettet und nach Italien gebracht. 666 Menschen starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt oder werden seitdem vermisst.

Die Zahl der Menschen, die versuchen, in zumeist kaum seetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, nimmt im Frühjahr üblicherweise zu. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex hatte kürzlich den Einsatz der Rettungsschiffe privater Organisationen vor der libyschen Küsten kritisiert, weil dadurch Menschen zur Flucht über das Mittelmeer ermuntert werden könnten.

veröffentlicht: 16. April 2017 04:53
aktualisiert: 16. April 2017 17:30
Quelle: SDA

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