Ärger über Stählibuckturm-Brünzler

· Online seit 22.06.2017, 17:16 Uhr
Am Dienstagabend wollte Ruben Wohler mit seiner Freundin auf dem Stählibuckturm oberhalb Frauenfeld den Sonnenuntergang geniessen. Doch junge Männer, die gerade dabei waren, über Geländer und Treppen zu pinkeln, machten ihren Plan zunichte. Der Dettighofer ist enttäuscht und stinksauer.
Stephanie Martina
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«Es ist eine Sauerei», sagt Ruben Wohler. Auch zwei Tage nach seinem ekligen Erlebnis ist der 25-Jährige noch immer genervt. Als er und seine Freundin am Dienstagabend zum Stählibuckturm oberhalb Frauenfeld hinaufstiegen, um den Sonnenuntergang zu geniessen, erwischten sie mehrere junge Männer, die auf den Geländern des 27 Meter hohen Turms standen und über diese sowie über die Treppen urinierten. «Zuerst dachten wir, dass sie einfach von da oben runter pinkeln, das wäre ja vielleicht sogar noch ein bisschen lustig gewesen, aber die haben alles nass gespritzt», schildert Wohler. Ihm und seiner Freundin sei die Lust, die Aussicht zu geniessen, sofort vergangen.

Kein Sonnenuntergang

Dabei hatte der Abend schön begonnen: «Wir gehen gerne auf den Stählibuckturm. Es ist ein romantischer Ort mit einer schönen Aussicht. An diesem Abend freuten wir uns darauf, den Sonnenuntergang zu sehen», erzählt Wohler. Daraus wurde nichts: Zuerst habe er gedacht, dass es vielleicht nur bis zum zweiten Zwischenboden nass sein würde, doch auch als sie sich überwanden, weiter hochzusteigen, wurde es nicht besser.

«Ich war nahe dran, etwas zu sagen, aber ich merkte, dass die Pinkler auf Pöbeleien aus waren und ich wollte keine Konfrontation provozieren, weil sie in der Überzahl waren», sagt Wohler und gesteht, dass er in dieser Situation nicht recht wusste, wie er hätte reagieren sollen. Er habe überlegt, ob er die Polizei hätte rufen sollte, doch dann dachte er, dass die Pinkler vermutlich längst verschwunden seien, bis die Polizei hier oben wäre. Er entschied, zumindest in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Frauenfeld wenn…» darauf hinzuweisen, dass man das Geländer des Stahlturms bis zum nächsten Regen nicht berühren sollte. «Am Dienstag hat es noch nicht stark gerochen, aber ich denke, bei diesem warmen Wetter fängt Urin schnell an zu stinken. Vielleicht sollte der Turm im Moment gemieden werden.»

Als sich Wohler und seine Freundin auf den Rückweg machten, verliessen auch die Wildpinkler, die schätzungsweise etwa 25 Jahre alt waren, den Turm. «Sie hatten vielleicht Schiss, dass wir etwas unternehmen», vermutet Wohler.

Überraschung beim Tourismusbüro

Beim Verein Regio Frauenfeld Tourismus nimmt man diese Schilderungen überrascht entgegen. «Wir haben bisher noch nie Meldungen über Vandalismus oder Sonstiges erhalten», sagt Touristikerin Ariette Bauer. Auch im Restaurant Stählibuck, das sich unweit des Turms befindet, hätten sich die Gäste, die beim Aussichtspunkt waren, nie über Missstände beschwert. «Bisher hat sich bei mir noch niemand über herumliegend Abfall, üblen Gestank oder Kaputtes beklagt», sagt Servicefachfrau Frieda Wider, die seit neun Jahren im Gasthaus arbeitet.

Polizeipatrouillen kontrollieren Turm regelmässig

Auch der Kantonspolizei Thurgau sind keine Meldungen im Zusammenhang mit dem Stählibuckturm bekannt. Polizeisprecher Mario Christen erklärt: «Unsere Patrouillen sehen beim Stählibuckturm regelmässig nach dem Rechten. Doch bisher gab es keine speziellen Vorkommnisse.»

Grundsätzlich rate die Kantonspolizei Thurgau Passanten, die Sachbeschädigungen oder andere gravierende Vorfälle beobachten, diese sofort über den Polizeinotruf zu melden und die Situation anschliessend weiter zu beobachten. Wichtig sei dabei, dass man sich selbst nicht unnötig in Gefahr begebe. «Ob ein Vorfall gravierend ist oder nicht, ist Ermessenssache. Aber es ist immer besser, die Polizei einmal zu oft zu kontaktieren als einmal zu wenig. Wenn wir freie Einsatzmittel haben, können wir auch so einem Vorfall nachgehen», sagt Christen.

Im Kanton Thurgau wird öffentliches Urinieren mit einer Busse bestraft. «Wenn Polizisten Wildpinkeler erwischen, werden sie kontrolliert und an die zuständige Staatsanwaltschaft verzeigt», erklärt Christen.

Warten auf den Regen

Während der Abend für die Wildpinkler vom Stählibuckturm keine Konsequenzen hatte, mussten Wohler und seine Freundin zu Plan B greifen. Stinksauer und enttäuscht darüber, welche Wendung der Abend genommen hatte, machten sie sich gleich wieder auf den Heimweg. Die Stimmung war dahin. «Bisher waren wir jeweils eher am Wochenende auf dem Stählibuck, wenn tagsüber Familien und ältere Leute dort sind. Künftig werden wir wohl nicht mehr abends auf den Turm steigen», sagt Wohler.

Da weder der Polizei noch dem Tourismusbüro negative Vorkommnisse beim Turm bekannt sind, scheint es, als wären Ruben Wohler und seine Freundin an diesem Abend einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Aber bis es das nächste Mal regnet und der Turm vom Urin rein gewaschen wird, geniessen sie die Beiden die Sommerabende sowieso anderswo.

veröffentlicht: 22. Juni 2017 17:16
aktualisiert: 22. Juni 2017 17:16
Quelle: stm

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