«Heute wären Romeo und Julia in der Psychiatrie»

10.10.2016, 14:11 Uhr
· Online seit 10.10.2016, 13:51 Uhr
Romeo und Julia «wären heute ein Fall für den Psychiater», sagt der schweizerisch-britische Philosoph Alain de Bottom: «durchgeknallte Teenager, die sich selbst umbringen». Noch katastrophaler für unser Liebesverständnis als solcherart Romantik seien Dating-Apps.
Claudia Amann
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«Die Liebes-Apps aus dem Silicon Valley (...) gehen alle von der romantischen Idee des perfekten Zusammenpassens aus», sagte der glücklich verheiratete 46-Jährige im Interview mit der Tageszeitung «Bund». «Das Problem: Es gibt keine perfekten Paare, denn niemand ist perfekt und alle Probleme und Defizite fliessen in die Partnerschaft ein.»

Das führe zu grossem Unglück. «Ich sage: Tinder ist ein Feind der Liebe». Es sei bedauerlich, dass es keine Apps gebe, die einem helfen würden, andere besser zu verstehen. «Heute ist Technologie nur am Zusammenbringen interessiert.»

Als Befürworter der «gewöhnlichen» Liebe, die man erlernen und an der man arbeiten muss, plädiert De Botton entschieden für Monogamie: Egal welche Beziehungsform man wähle, ob Treue oder offene Beziehung, «wir werden so oder so leiden». Doch bei Seitensprüngen seien die psychischen Schäden schmerzhafter.

veröffentlicht: 10. Oktober 2016 13:51
aktualisiert: 10. Oktober 2016 14:11
Quelle: SDA

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