Die fetten Jahre sind vorbei

08.10.2015, 11:02 Uhr
· Online seit 08.10.2015, 10:09 Uhr
Die St.Galler Gemeinden haben 2014 überraschend gut abgeschlossen. Amden hat am besten gewirtschaftet, Sargans am schlechtesten. Nun geht es aber wieder abwärts. Einige Gemeinden müssen in den kommenden Jahren die Steuern erhöhen.
David Scarano
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Im vergangenen Jahr schlossen 67 der 77 politischen Gemeinden im Kanton St.Gallen ihre Rechnungen mit einem Ertragsüberschuss ab. Insgesamt lag das Plus laut Medienmitteilung der Staatskanzlei mit 88,5 Millionen Franken um mehr als das Doppelte über dem Vorjahresniveau. Er blieb zum 15. Mal in Folge im positiven Bereich. Den höchsten Reingewinn wies Amden mit 1079 Franken pro Kopf auf, wogegen Sargans mit 209 Franken pro Einwohner den höchsten Aufwandüberschuss erzielte.

Krise kommt erst

Das positive Gesamtergebnis kommt für den Kanton überraschend. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich die Einkommens- und Vermögenssteuern so gut entwickeln», sagt Bruno Schaible vom Amt für Gemeinden. Positiv habe sich dabei die Steueramnestie ausgewirkt.

Die Finanzlage aller Gemeinden präsentiert sich insgesamt positiv. Die Verschuldung liegt auf dem tiefsten Niveau seit 25 Jahren. Die Aussichten sind aber nicht rosig. Die Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die Frankenstärke, wird sich in den kommenden Jahren auf die Gemeindekassen auswirken. «Die fetten Jahre sind wohl vorbei. Die Gemeinden müssen wieder mehr kämpfen», sagt Schaible. Er rechnet damit, dass einige Gemeinden, die in den vergangenen Jahren die Steuern gesenkt haben, den Satz wieder anheben müssen. 

Starke Abnahme pro-Kopf-Verschuldung

Nach einer leichten Zunahme 2013 ging die Nettoverschuldung pro Kopf im letzten Jahr deutlich zurück. Betrug sie 1999 3630 Franken, so liegt sie aktuell bei 1011 Franken pro Einwohner oder bei 52 Steuerprozent. Lediglich drei Gemeinden weisen gemäss Mitteilung noch hohe Werte über 5000 Franken Einwohner aus. Bereits 20 Gemeinden (Vorjahr 16) verfügen über ein Nettovermögen.

Oberuzwil ist mit 3979 Franken pro Einwohner weiterhin Spitzenreiter. Mit Degersheim, Pfäfers und Sargans weisen drei Gemeinden eine hohe Nettoschuld aus. In Sargans liegt die Nettoschuld bei 5550 Franken pro Einwohner, in Pfäfers bei 5950 Franken und in Degersheim bei 7600 Franken. In allen drei Gemeinden konnte die Nettoschuld im Berichtsjahr laut der St.Galler Gemeindefinanzstatistik allerdings wiederum reduziert werden.

Zur geringeren Verschuldung beigetragen hat auch ein Rückgang der Investitionstätigkeit. Nahm sie in den vergangenen zwei Jahren noch von 251,0 auf 327,0 Millionen Franken zu, so sank dieser Wert im Jahr 2014 mit 251,5 Millionen Franken wieder auf das Niveau von 2011 ab. Massgeblich beigetragen zu dieser Abnahme hat der Bauabschluss der neuen Sportanlage Bergholz in Wil.

Verbesserung der Einnahmensituation

Bei den Erträgen verzeichnen die Gemeinden die höchste Zunahme seit 2003. Dazu gehören neben allen Steuerarten auch der Finanzausgleich sowie Gewinne der Gemeindeunternehmen und Bonifikationen von Elektrizitätswerken. Diese allgemeinen Mittel nahmen im Rechnungsjahr 2014 um 89,0 Millionen Franken zu und liegen neu bei insgesamt 1889 Millionen Franken über alle 77 Gemeinden. Die Zunahme ist zurückzuführen auf stark erhöhte Einnahmen aus Einkommens- und Vermögenssteuern (+ 78,5 Millionen Franken) sowie die Einführung des soziodemographischen Sonderlastenausgleichs als Teil des kantonalen Finanzausgleich, welcher den Gemeinden Mehreinnahmen von 17,9 Millionen Franken bescherte.

veröffentlicht: 8. Oktober 2015 10:09
aktualisiert: 8. Oktober 2015 11:02
Quelle: red

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