Amerikaner haben die Schnauze voll vom Wahlkampf

24.10.2016, 08:02 Uhr
· Online seit 24.10.2016, 07:58 Uhr
Twitter und Facebook, Fernsehen und Radio: Die Amerikaner werden seit mehr als einem Jahr auf allen Kanälen mit Wahlkampf beschallt. Viele können das Wahlgerede allerdings nicht mehr hören.
Michael Ulmann
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Der US-Wahlkampf ähnelt von Tag zu Tag mehr einer Schlammschlacht. Drohungen, Beschimpfungen, verbale Schläge unter die Gürtellinie. Mittlerweile sehen das auch viele Amerikaner so, die an harte und kontroverse Debatten durchaus gewöhnt sind. Sie fühlen sich vom nicht enden wollenden Schlagabtausch angegriffen, verletzt und gestresst.

Ein Hotel in Boston bietet einem TV-Bericht von NBC zufolge genervten Besuchern inzwischen sogar «wahlfreie» Aufenthalte an. Das Arrangement, um der Wahl zu entkommen: Im Hotelzimmer werden keine Nachrichtensender angeboten und in den morgendlich bereitgelegten Zeitungen werden die Wahl-Nachrichten geschwärzt.

Viele sind gestresst

Mehr als die Hälfte der US-Amerikaner (55 Prozent) sind vom Wahlkampf 2016 einer Umfrage des PEW-Instituts zufolge schlicht angeekelt. Auch die Amerikanische Psychologen-Vereinigung (APA) veröffentlichte jüngst Daten zum Stresslevel ihrer Landsleute.

Von den 3500 US-Amerikanern, die für die jährliche APA-Umfrage im August befragt wurden, gaben 52 Prozent an, vom Wahltheater spürbar gestresst zu sein - Anhänger der Republikaner noch etwas mehr als die der Demokraten.

Die Millennials leiden am meisten

Vor allem ältere Amerikaner (ab 71 Jahre) und Millennials (18-37 Jahre) bringt der Wahlkampf demnach um die Seelenruhe. Unter den ethnischen Gruppen waren Hispanics am stärksten betroffen.

Menschen, die intensiv soziale Medien nutzen, geht der Wahlkampf besonders negativ unter die Haut. Zu ihnen dürften auch viele Millennials zählen. «Wahlstress wird durch Streitigkeiten, Bilder und Videos in sozialen Medien verschärft, die Sorge und Frustration erhöhen», ergänzte APA-Geschäftsführerin Lynn Bufka.

Dringende Ratschläge diverser Experten an ihre Landsleute lauten deshalb: Reduziert eure Online-Zeit. Vermeidet politische Diskussionen, die voraussichtlich im Streit enden. Verliert Positives und das grosse Ganze nicht aus dem Blick. Und geht wählen - um euch nicht machtlos zu fühlen.

veröffentlicht: 24. Oktober 2016 07:58
aktualisiert: 24. Oktober 2016 08:02
Quelle: sda/uli

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