Amokläufer drohen vier Jahre Gefängnis

25.10.2017, 08:58 Uhr
· Online seit 25.10.2017, 06:58 Uhr
Der 17-jährige Angreifer von Flums wird wohl wegen versuchter vorsätzlicher Tötung angeklagt. Die Höchststrafe in diesem Fall beträgt vier Jahre, eine deutlich tiefere Strafe als in den Nachbarländern. Unterdessen äussert sich das am schwersten verletzte Opfer.
Lara Abderhalden
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Der Täter wurde am Montagnachmittag zum ersten Mal einvernommen. Worüber dabei gesprochen wurde, gibt die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Gemäss dem «St.Galler Tagblatt» dürfte der Täter wegen mehrfacher versuchter vorsätzlicher Tötung angeklagt werden. Die Maximalstrafe für Jugendliche in diesem Fall sind vier Jahre Haft.

In Frankreich gäbe es lebenslang

«Das Jugendstrafrecht ist für solche Fälle nicht gemacht. Weder die Strafen noch die Massnahmen», sagt Stephan Ramseyer, Leitender St.Galler Jugendanwalt gegenüber dem «Tagblatt». Er kenne keinen vergleichbaren Fall und bezeichnet die Tat in Flums als «Ausnahmefall».

Im Vergleich zu den Nachbarländer kommt der Jugendliche in der Schweiz mit einer milden Strafe davon. «Die Schweiz ist ein Sonderfall», sagt Martin Killias in einem weiterführenden Artikel des Tagblatts. Im Schweizer Jugendstrafrecht wird der Fokus weniger auf Strafe gelegt, als darauf, dass der Jugendliche nicht rückfällig wird. Entsprechend gibt es mehr erzieherische Massnahmen statt Freiheitsstrafen.

In Deutschland muss ein Jugendlicher zwischen 16 und 18 Jahren wegen versuchter vorsätzlicher Tötung bis zu zehn Jahre ins Gefängnis, in Österreich 15 Jahre und in Italien 30 Jahre. In Frankreich ist es gar möglich, dass ein Jugendlicher zu lebenslanger Haft verurteilt wird.

«Er wollte mir die Halsschlagader durchtrennen»

Der Blick hat unterdessen mit einem der Opfer gesprochen. Es handelt sich dabei um das erste Opfer des 17-Jährigen, welches am schwersten verletzt wurde. Der Mann war mit seiner Frau und dem 8-monatigen Baby unterwegs. «Meine Frau hat ihn noch bemerkt und sich gefragt, was das für ein komischer Typ sei.»

Plötzliche habe ihn der 17-Jährige angegriffen: «Bevor ich ihn wahrnehmen konnte, hat er mich von hinten ausgeschaltet. Er wollte mir die Halsschlagader durchtrennen und hat sie nur knapp verfehlt.»

Für den Retter ist Zivilcourage selbstverständlich

Der Mann geht durch den Schlag zu Boden und der Angreifer geht auf die Frau los. Dank dem beherzten Eingreifen eines Mannes, der an brutalen Szene vorbei fährt, wird die Frau nur am Ellenbogen verletzt. «Er ist unser Held. Ohne ihn gäbe es meine kleine Familie wohl nicht mehr», sagt der Mann.

Der «Retter» bringt den 17-Jährigen dazu, von der Familie abzulassen und das Weite zu suchen. Dabei wird er selbst vom Beil an der Hand getroffen. Kommentieren möchte der Flumser den Vorfall in den Medien nicht. Für ihn sei Zivilcourage in einer solchen Situation selbstverständlich. Von den insgesamt sieben Opfern liegen drei noch im Spital.

veröffentlicht: 25. Oktober 2017 06:58
aktualisiert: 25. Oktober 2017 08:58
Quelle: abl

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