Unia wehrt sich gegen Schlossbesitzer

24.06.2016, 16:16 Uhr
· Online seit 09.06.2016, 15:36 Uhr
Bei der Sanierung des Schlosses Sonnenberg im thurgauischen Stettfurt sollen die Arbeiter ausgebeutet worden sein, behauptet die Gewerkschaft Unia. Die Schloss & Gut Sonnenberg AG weist die Vorwürfe zurück und geht wegen Hausfriedensbruch rechtlich gegen die Unia vor.
Lara Abderhalden
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Die Gewerkschaft Unia protestierte heute vor der Gemeinde in Stettfurt gegen die Schloss & Gut Sonnenberg AG. Diese soll im Rahmen der Sanierung des Schlosses Sonnenberg im thurgauischen Stettfurt Arbeiter zu Dumping-Löhnen angestellt haben. Bis zu 50 Stunden hätten sie in der Woche schuften müssen, dies zu einem Lohn von 3300 Franken. Ausserdem hätten die Arbeiter auf der Baustelle schlafen müssen. Wie die Unia sagt, liege ihr ein belastender Arbeitsvertrag vor.

Darum versammelten sich rund zehn Unia-Mitarbeiter heute vor dem Gemeindehaus in Stettfurt und forderten die Gemeinde auf, dem Projekt ein Ende zu setzen.

Auch Gemeinde in der Kritik

Zum Ärger der Gewerkschaft Unia wird die Schloss-Sanierung von der Gemeinde unterstützt – mit einem Betrag von 200’000 Franken. «Es ist ein tolles Projekt», rechtfertigt sich Gemeindepräsident Thomas Gamper. Die Beiträge sind von Gesetzes wegen geschuldet, da der Schloss & Gut Sonnenberg AG durch Auflagen der Denkmalpflege Mehrkosten entstanden sind, von denen die öffentliche Hand einen Anteil von zehn Prozent übernehmen muss.

Die Unia hingegen findet: Es könne nicht sein, dass Steuergelder dazu beitragen, dass Arbeiter zu einem derart tiefen Lohn arbeiten müssen. Das Schloss dürfe so nicht umgebaut werden.

Schlossbesitzer weist Vorwürfe zurück

Wie die Schloss & Gut Sonnenberg AG mitteilt, ist an den Vorwürfen nichts dran. Die Arbeiter der Firma hätten sich nie über die Arbeitsverhältnisse beklagt. Der Arbeitsvertrag, welcher der Unia vorliege weise einen Monatslohn von über 5000 Franken aus und nicht die vorgeworfenen 3300 Franken. Mitarbeiter, welche nicht in einer Pendeldistanz wohnen, übernachten werktags in neuen und gut eingerichteten Wohncontainern. Einigen stehen Räumlichkeiten im Schloss zur Verfügung.

Die Schloss & Gut Sonnenberg AG stellt ausserdem klar, dass die wöchentlichen Arbeitszeiten der Mitarbeiter vollumfänglich im arbeitsrechtlichen Rahmen liegen. Zudem erhalten die Mitarbeiter regelmässig verlängerte Wochenenden.

Besitzer stammt selbst aus einfachen Verhältnissen

Der österreichische Besitzer des Schlosses kommt selbst aus einfachen Verhältnissen, ihm liege deshalb viel daran, dass die Mitarbeiter gute Arbeitsbedingungen besitzen. Die meisten der aus Österreich und Polen stammenden Arbeiter hätten noch nie so viel verdient wie durch die Tätigkeit auf dieser Baustelle.

Schlossbesitzer geht rechtlich gegen Unia vor

Die Schloss & Gut Sonnenberg AG hat Strafanzeige gegen die Unia eingereicht. Dies wegen Drohung, Hausfriedensbruch und Nötigung. Vertreter der Unia haben sich mehrmals rechtswidrig Zutritt zur Baustelle verschafft: Sie öffneten die Umfriedung zur Baustelle trotz Verbotsschildern und betraten gegen den Willen des Hausherren das Gelände. Auch weigerten sie sich, dieses wieder zu verlassen.

Die Unia setzte sich anschliessend gar über ein von der Polizei ausgesprochenes Hausverbot hinweg und verschaffte sich erneut Zutritt zur Baustelle.

Für die Schloss & Gut Sonnenberg AG ist klar: Die Unia hat eine Hetz-Kampagne gegen sie gestartet, die völlig bestandlos ist. Es gibt keine haltbaren Beweise, die die behauptete «Ausbeutung der Arbeiter» stützen.

(abl)

 

veröffentlicht: 9. Juni 2016 15:36
aktualisiert: 24. Juni 2016 16:16

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