Auch Simone Biles wurde sexuell missbraucht
«Ich habe keine Angst mehr, meine Geschichte zu erzählen», teilte die 20-Jährige via Twitter mit. «Auch ich bin eine der vielen Überlebenden, die von Larry Nassar sexuell missbraucht wurden.» Sie habe mit sich gerungen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, seitdem der Missbrauchsfall öffentlich geworden sei, schreibt die mehrfache Olympia-Siegerin von Rio.
«In letzter Zeit war ich geknickt»
«Die meisten von Euch kennen mich als fröhliches, albernes, energiegeladenes Mädchen», erklärte die zehnfache Weltmeisterin. «Aber in letzter war ich ein bisschen geknickt, und je stärker ich versucht habe, die Stimme in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen, umso lauter wurde sie.» Biles holte 2016 in Rio de Janeiro als erst vierte Kunstturnerin an den gleichen Olympischen Sommerspielen viermal Gold. Sie ist die erfolgreichste Turnerin an Weltmeisterschaften aller Zeiten.
Feelings... ? #MeToo pic.twitter.com/ICiu0FCa0n
— Simone Biles (@Simone_Biles) January 15, 2018
Kinderpornografie auf dem Computer
Larry Nassar war fast 30 Jahre lang der Arzt der amerikanischen Kunstturnerinnen. Anfang Dezember war er wegen des Besitzes von Kinderpornografie zu 60 Jahren Haft verurteilt worden. Der 54-Jährige hatte sich in dem Verfahren schuldig bekannt. Die Ermittler hatten auf seinen Computern mehr als 37'000 Fotos und Videos kinderpornografischen Inhalts gefunden.
Klage von 140 Turnerinnen
Zudem ist er noch in zwei anderen Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen angeklagt. Das Strafmass in diesen beiden Verfahren soll im Januar verkündet werden. Mehr als 140 Turnerinnen hatten Klagen erhoben, in sieben Fällen hat Nassar den Missbrauch eingestanden.
«Es ist nicht normal, von einem vertrauten Teamarzt eine schreckliche ‹Spezial-Behandlung› zu bekommen.» Zu lange habe sie sich gefragt, ob sie selbst Schuld sei, ob sie zu naiv war, schreibt Biles auf Twitter.
Vor Biles waren bereits deren Teamkolleginnen von Rio, Gabrielle Douglas und Alexandra Raisman, an die Öffentlichkeit getreten und hatten sich als Missbrauchsopfer bekannt.