Aufruhr wegen Motocross-Grand-Prix

13.02.2018, 05:51 Uhr
· Online seit 13.02.2018, 05:42 Uhr
Die dritte Ausführung des Motocross-GP Frauenfeld ist in Gefahr, weil Umweltverbände den Anlass bekämpfen. Nun haben die Organisatoren eine Online-Petition lanciert und innert wenigen Tagen sind fast 10'000 Unterschriften zusammengekommen. Pro Natura lässt dies gänzlich unbeeindruckt.
Angela Mueller
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Wenn es um den Motorcross-Grand Prix in Frauenfeld geht, wird die Diskussion hitzig - vor allem in den Online-Medien. Die Meinungen sind gemacht und nicht wenige sprechen sich für die internationale Motorsport-Veranstaltung aus. Zum dritten Mal in Folge soll der Motocross-Grand-Prix (MXGP), der in den vergangen Jahren bis zu 30'000 Besucher angezogen hat in Gachnang bei Frauenfeld über die Bühne gehen.

Der Termin am 19. August steht fest, der Vorverkauf ist eröffnet und die Vorbereitungen laufen planmässig. Der Haken: Der Anlass ist noch nicht bewilligt und wird von den Umweltverbänden WWF, Pro Natura und VCS bekämpft. Im Streit mit den Verbänden hat nun die Leitung des MXGP Switzerland eine Online-Petition zur Unterstützung lanciert.

Anlass in der Landwirtschaftszone

Inzwischen hat Pro Natura rechtliche Schritte eingeleitet.«Es geht in erster Linie um ein rechtmässiges Bewilligungsverfahren», sagt Toni Kappeler, Präsident von Pro Natur Thurgau und Kantonsrat der Grünen. «Für einen Anlass dieser Grössenordnung in der Landwirtschaftszone braucht es, unserer Meinung nach, eine Baubewilligung.»

Den Verbänden geht es um den Schutz der Landwirtschaftszone rund um das Industriegelände der Schweizer Zucker AG. Sie warnen, die Baumaschinen würden das wertvolle Landwirtschaftsland entwerten. «Schon zum dritten Mal soll das Justiz- und Polizeidepartement eine temporäre Veranstaltungsbewilligung geben, dabei wäre das Baudepartement zuständig - das ist doch einfach ein Trick.»

Wertschöpfung für die Region

Ganz anders sieht dies Veranstalter Willy Läderach. Er kann nicht verstehen, warum sein erfolgreicher Anlass von den Naturverbänden bekämpft wird. «Das sind Fanatiker, mit ihnen kann man nicht reden.» Gemäss seinen Aussagen bringt der Grand Prix dank Übernachtungen und Restaurantbesuchen vier bis fünf Millionen Franken Wertschöpfung in die Region. Ausserdem engagieren sich rund 20 örtliche Vereine während des Rennens.

Erstaunliche erfolgreiche Petition

Der beachtliche Erfolg der Petition freut ihn: «Wir waren immer überzeugt, dass das Rennen ein immenses Echo in der Schweiz und im nahen Ausland auslöst. Dass aber innert kürzester Zeit eine so grosse Anzahl Unterschriften zusammenkommt, hat uns tatsächlich etwas erstaunt. Es zeigt aber auch, dass der Widerstand gegen die Umweltverbände wächst, weil deren Forderungen weit über das Ziel hinausschiessen.»

Die Pro-Motocross-Petition läuft noch bis zum 15. April. «Wenn dies so weiter geht, werden zehntausende unterschreiben. Wie werden die Petition dann den Behörden zur Unterstützung unseres Anliegens übergeben.»

Motocross-WM Aufhänger für Rechtsfrage

Läderach hat keine Angst wegen der Bewilligung, doch er sagt: «Leider wird wohl das Gericht entscheiden müssen. Das tragische an der Sache ist, dass wir der Aufhänger für eine Rechtsfrage sind.» Läderach warnt: «Sollten die Naturverbände Erfolg haben, wird es in Zukunft kein Schwingfest, Waldfest oder Openair mehr geben.»

Dem widerspricht Pro Natura-Präsident Toni Kappeler: «Man müsste die Veranstaltungsbewilligungspraxis in jedem einzelnen Fall klären. Andere Anlässe brauchen kaum soviel Geländemodellierung wie die Motocross-WM.» Die Schuld für eine eventuelle Verhinderung des Anlasses will Kappeler nicht auf sich nehmen. «Wir haben schon letzten Sommer den Veranstalter und den Kanton aufgefordert, einen rechtmässigen Bewilligungsweg einzuschlagen. Wir wurden einfach nicht ernst genommen.»

Unbeeindruckter Naturverband

Der grosse Rückhalt für den Motocross-Anlass in der Region und neu auch die fast 10'000 Online-Unterschriften machen Kappeler keinen Eindruck. «Die Petition hat nichts mit dem Rechtsweg zu tun, wir wissen zudem, dass mindestens zwei Drittel der Unterschriften nicht aus der Schweiz kommen.»

Der Ball liegt nun bei den Thurgauer Behörden, welche über die Bewilligung entscheiden müssen. Ob der Anlass tatsächlich stattfinden wird, ist zurzeit noch gänzlich offen.

 

 

veröffentlicht: 13. Februar 2018 05:42
aktualisiert: 13. Februar 2018 05:51

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