Auschwitz-Prozess gegen Ex-SS-Wachmann hat in Deutschland begonnen
Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Detmold kamen Dutzende Journalisten aus dem In- und Ausland sowie Auschwitz-Überlebende und ihre Angehörigen. Mit Rücksicht auf die Gesundheit des Hochbetagten ist die Dauer der Verhandlung täglich auf zwei Stunden begrenzt.
Der Angeklagte war als Angehöriger des SS-Totenkopfsturmbanns Auschwitz im Stammlager des Vernichtungslagers eingesetzt. Dies hat er bereits zugegeben. Eine Beteiligung an den Tötungen von Menschen hat er aber bestritten.
Der Angeklagte bewachte laut Anklage sowohl das sogenannte Stammlager I als auch Selektionen der mit Deportationszügen an der «Rampe» ankommenden Juden, die im Lagerteil Birkenau meist sofort ermordet wurden.
Der Anklage zufolge wusste der Beschuldigte, dass die Deportierten in Birkenau ständig «in grosser Zahl» vergast wurden und dass im Stammlager Massenerschiessungen und Selektionen für die Gaskammern stattfanden.
Im Vernichtungslager Auschwitz im deutsch besetzten Polen waren im Zweiten Weltkrieg mehr als eine Millionen Menschen ermordet worden, die meisten von ihnen Juden. In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg wurden als Täter meist nur diejenigen gerichtlich verfolgt, die Befehlsgewalt innehatten oder denen eine unmittelbare Beteiligung an Tötungshandlungen nachweisbar war.
Nach heutiger Rechtsauffassung ist dagegen jeder, der im Lager Dienst tat, für das Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie mitverantwortlich.
Im vergangenen Juli hatte das Landgericht Lüneburg (Niedersachsen) den 94-jährigen Ex-SS-Mann Oskar Gröning wegen Beihilfe zum Mord in 300'000 Fällen in Auschwitz zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat noch über die Revision zu entscheiden.
Neben dem Prozess in Detmold starten dieses Jahr noch mindestens zwei Gerichtsverfahren, in denen es um die Verbrechen in Auschwitz geht.