Band wurde 30 Jahre lang beklaut

17.02.2016, 14:42 Uhr
· Online seit 16.01.2016, 10:48 Uhr
Sie haben das vermutlich meist kopierte Schlagzeugsolo der Musikgeschichte aufgenommen und wurden damit weder berühmt noch reich. Profitiert haben davon grosse Musiker - ohne zu bezahlen.
Felix Unholz
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Die US-amerikanische Band The Winstons nahm im Frühling 1969 den Song «Amen, Brother» auf. Dieser war zwar nie ein Hit, aber wurde über 1800 Mal kopiert - genau genommen vier Takte des Schlagzeugsolos. Einprägsame sechs Sekunden, die wahrscheinlich jeder schon mal gehört hat.

Band wusste nichts davon

Zuerst verwendet bei Hip-Hop-DJs der 80er-Jahre, welche den Beat für sich entdeckten, fand er Eingang in die elektronische Clubszene der 90er-Jahre. Wie das später als «Amen Break» getaufte Schlagzeugsolo seine Popularität erlangte, lässt sich kaum mehr nachvollziehen, plötzlich war es überall: Bei Oasis, Amy Winehouse oder Nas – wie diese Liste zeigt.

Spiegel Online schreibt, der Leadsänger der Winstons habe bis in den Ruhestand nicht vom Erfolg des Amen Break erfahren. Bis sich eines Tages jemand die Rechte an dem Break sichern wollte, da dieser «der letzte Schrei sei in der Clubszene». Dabei war der ursprüngliche Song nur ein Schnellschuss der Winstons, in 20 Minuten aufgenommen.

Schlagzeuger stirbt als Obdachloser

Das Kopieren von Samples, also von kurzen Songausschnitten, war in den Anfangszeiten des Amen Breaks noch eine rechtliche Grauzone. Die Band und der Schlagzeuger, der das Solo einspielte, wurden deshalb nie rechtmässig entschädigt. Leadsänger Richard Lewis Spencer verdiente sein Geld zunächst als Busfahrer und wurde später Pastor. Der Schlagzeuger, Gregory C. Coleman, wurde drogenabhängig und starb 2006 in Armut auf der Strasse.

Späte Genugtuung

Erst durch eine Sammelaktion wurden die Musiker für ihr Sample von 1969 doch noch entlöhnt. Beim Crowdfunding, das ein britischer DJ ins Leben rief, kamen 24'000 Pfund zusammen. Gespendet von Fans und Musikern, die vom Amen Break profitiert hatten. In einem Video-Statement auf Facebook bedankt sich der Sänger der Winstons, der die Spenden als grosse Genugtuung sieht: «Thank you very, very much. A-men!» Danke, Internet!

So klingt der ganze Originalsong der Winstons:

veröffentlicht: 16. Januar 2016 10:48
aktualisiert: 17. Februar 2016 14:42
Quelle: fun

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