Beleidigung auf Facebook hat Nachspiel

08.09.2016, 22:08 Uhr
· Online seit 08.09.2016, 09:52 Uhr
In einer geschlossenen Facebook-Gruppe für Verkehrsmeldungen in der Ostschweiz hat ein St.Galler die Polizei als «Drecksbande» bezeichnet. Umgehend wurde der Mann bei der Stadtpolizei vorgeladen und angezeigt. Dass sein Posting solche Auswirkungen hat, kann der Mann nicht nachvollziehen.
Claudia Amann
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Beschimpfungen und üble Nachreden können teuer werden. In einem aktuellen Fall haben sechs Mitarbeiter der Stadtpolizei St.Gallen eine Anzeige gegen einen 33-jährigen Mann aus St.Gallen eingereicht, der die Polizei auf Facebook beleidigt hat. Dem Mann droht nun eine Geldstrafe. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft steht noch aus.

Störender Blitzer

Unter den zahlreichen Facebook-Gruppen gibt es auch solche für Verkehrsmeldungen. Dort werden beispielsweise neue Standorte von Blitzkästen bekannt gegeben. Mitte August ist der 33-Jährige auf ein neues Bild in einer derartigen Gruppe aufmerksam geworden. Darauf war ein Blitzkasten abgebildet, welcher in der Nähe seines Wohnortes aufgestellt worden ist.

Für den Mann ist die Platzierung des Blitzers nicht zu verstehen. Er echauffierte sich so sehr, dass er sich mit einem Posting öffentlich über das Gerät - und in seiner Rage auch über die Polizei im Allgemeinen aufregte. Die Stadt müsse offenbar «Kohle einziehen» meinte er, und bezeichnete die Polizei als «Drecksbande».

Zu weit gegangen

«Es kann sein, dass ich überreagiert habe», meint der St.Galler im Nachhinein. «Und ja - das Wort ‹Drecksbande› hätte ich mir wohl sparen können.» Er habe keinen Polizisten persönlich angreifen wollen, beteuert er, sein Posting habe sich auf die Polizei im Allgemeinen bezogen. Umso mehr zeigt sich der Mann über das Vorgehen der Polizei verwundert: «Das ist doch wie im Kindergarten. Es ist völlig übertrieben, dass sie sich mit einem Fall wie diesem beschäftigen.»

Die Stadtpolizei hat kein Verständnis für die Wortwahl des Ostschweizers und sich zu einer Anzeige entschlossen. «Wir können nicht akzeptieren, wenn Mitarbeitende der Stadtpolizei beschimpft werden», sagt Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St.Gallen. Sechs Beamte haben sich der Anzeige angeschlossen. Ob und inwiefern das Schimpfwort strafbar ist, darüber muss jetzt die Staatsanwaltschaft entscheiden.

Unwissenheit schützt nicht vor Postings

Der angezeigte Mann aus St.Gallen zeigt sich vom laufenden Verfahren entnervt. «Eine ganze Stunde lang bin ich von der Polizei ausgefragt worden», erinnert er sich gegenüber FM1Today. «Genauer gesagt musste ich mich 44 Fragen stellen.» Für den Mann war diese Stunde «die reinste Zeitverschwendung». Andere User sollten seiner Meinung nach davor gewarnt werden, dass Postings mitunter als bedenklich bewertet werden können. «Ich war mir nicht bewusst, dass mein Posting auf Gehör stösst», meint er. «Und schon gar nicht, dass ich dafür bestraft werde.»

Dionys Widmer stellt dazu klar: «Grundsätzlich gilt, was auf der Strasse nicht erlaubt ist, ist auch auf Social Media nicht erlaubt. Dazu gehört das öffentliche Warnen vor Kontrollen oder eben auch Beschimpfungen. Auch zukünftig werden wir solchen Fällen nachgehen und Personen, welche sich nicht an die Regeln halten, anzeigen.»

veröffentlicht: 8. September 2016 09:52
aktualisiert: 8. September 2016 22:08

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