Biker machen Bauern hässig

21.04.2018, 14:56 Uhr
· Online seit 21.04.2018, 14:56 Uhr
Mountainbiker machen den Bauern das Leben schwer. Weil sie sich im Frühling nicht an die vorgeschriebenen Wege halten, gehen immer wieder Zäune kaputt. Für ein friedliches Miteinander ist Vernunft auf beiden Seiten gefragt.
Vanessa Kobelt
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Es ist Erholung pur: Ruhe, Natur und ein frischer Fahrtwind, der um die Ohren zieht. Verständlich, dass es gerade jetzt im Frühling unzählige Mountainbiker in die Berge zieht. Wenig Freude macht dies den Bauern, denn immer wieder werden Zäune kaputt gefahren und Tore nach dem Passieren offen gelassen. Die Bauern müssen anschliessend nicht nur die Zäune flicken, sondern oft auch mühsam die ausgebüxten Tiere einsammeln. Beim St.Galler Bauernverband kennt man das Problem gut.

Biker halten sich nicht an Vorschrift

«Es gibt immer wieder Probleme, wenn sich Biker und auch Wanderer abseits der Wege aufhalten», sagt Andreas Widmer, Geschäftsführer des St.Galler Bauernverbands. «Jetzt, in der Blüte, gilt auf vielen Wiesen ein Betretungsverbot, das ist vielen Leuten nicht bewusst.» Im Winter sei es anders, dann könne man gut mit dem Bike mal querfeldein fahren, so Andreas Widmer. Jetzt im Frühlig müsse man sich aber an die vorgegebenen Wege halten, damit man die Natur und die Landwirtschaft nicht störe. «Für den Biker ist es manchmal schwer, sich plötzlich wieder an das Weg-Gebot zu halten.»

Nicht alle Biker sind Feinde

So kommt es, dass im Frühling die Telefonleitung beim St.Galler Bauernverband heiss läuft.  «Wir stehen meistens zwischen den Fronten», so Widmer. «Es rufen Biker an, die sich über Zäune und Tiere beschweren. Oft sind aber auch verärgerte Bauern am Apparat, weil wieder Biker über ihre Wiesen gefahren sind.» Beim Bauernverband versucht man deshalb, auf beiden Seiten Verständnis zu schaffen. «Klar, die Mountainbiker müssen rücksichtsvoll unterwegs sein. Aber auch die Bauern dürfen nicht plötzlich das Gefühl habe, dass alle Biker Feinde sind.»

Verbitterte Bauern

Ähnlich sieht es Bruno Krummenacher. Er selbst ist leidenschaftlicher Mountainbiker und arbeitet beim Schweizer Reiseveranstalter der mountainbikereisen.ch GmbH in Bad Ragaz. «Beim Biken will man sich sportlich betätigen und man möchte Spass haben, denn es gibt so viele wunderschöne Trails in der Schweiz. Trotzdem muss man mit einer gewissen Vernunft unterwegs sein», so Krummenacher. Auch er könne die Bauern manchmal verstehen. «Es gibt einzelne Biker, die nicht auf die Wege achten, nicht mal grüssen und so tun, als wären sie die einzigen, die unterwegs sind. Das schadet dem ganzen Bikerimage.» Laut ihm gebe es aber auch verbitterte Bauern und Wanderer, die gefährliche Hindernisse  aufstellen, und das auf Wegen, die für Mountainbiker und Wanderer bestimmt sind. Durch alle diese einzelne Extremisten entstehe gegenseitig ein unnötiges «Feindbild».

«Miteinander» ist die Lösung

Bruno Krummenacher appelliert an die Vernunft aller der Leute und korrektes Verhalten der Biker. Das heisst: Bremsen ohne Bremsspur, das Tempo bei Tieren und Wanderer frühzeitig drosseln und sich erkennbar machen, freundlich Grüssen und Türchen und Törchen schliessen. Das gehöre genauso auf eine Biketour wie der Spass an Trails. Viele würden dies aber bereits machen. «Und das müssen wir künftig noch mehr. In den letzten Jahren gibt es einen immer grösseren Trend zu den E-Mountainbikes. Es werden somit noch mehr Leute auf dem Zweirad in den Bergen unterwegs sein – aber mit gegenseitigem Verständnis zwischen Bauern, Wanderer, Biker und Jäger und respektvollem und freundlichen Verhalten hat es in der tollen Schweizer Bergwelt Platz für alle – und mit einem «Miteinander» können wir gegenseitig sogar profitieren.»

veröffentlicht: 21. April 2018 14:56
aktualisiert: 21. April 2018 14:56

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