Biker-Party für Urgestein Ralph Näf
OK-Präsident, Rennleiter und Hauptdarsteller Ralph Näf aus dem Nachbar-Dorf Happerswil wollte seinen Wegbegleitern, Konkurrenten, Freunden und Bekannten eine spezielle Abschiedsgala bieten. Der Tenor nach dreieinhalb Stunden Wettkampf und einer doppelt so langen „Tschau Ralph“-Party war klar: Solche Rennen müssten jedes Jahr im Kalender stehen. Dass Publikum amüsierte sich, die einander zugelosten Fahrer und Fahrerinnen fuhren paarweise ein fast ernsthaftes Rennen mit Risiko-Wechsel-Szenen nach jeder Runde. Nach 43 Minuten erkannte fast niemand mehr, wer denn vorne lag und ob die Verfolger tatsächlich Verfolger oder Kreisende mit Sauerstoffmangel waren.
Immer noch vorne dabei
Was die als Zebra verkleidete Jolanda Neff, Nino Schurter, die langhaarigen Gebrüder Lukas und Mathias Flückiger, Florian Vogel oder die Altstars schafften: Sie boten dem Urgestein einen (verdienten) Rahmen für eine überdurchschnittliche und nach der Maurerlehre selbst erarbeitete Karriere. Michael Albasini schleppte einen Holzbalken mit, an den der Olympia-Sechste sein Bike nageln durfte. Wobei sich das Velo sträubte und nochmals vom Nagel runter flog. Für das Zweirad schien es wie für viele Anwesende noch immer schwer nachvollziehbar, dass Ralph Näf als Weltklasseathlet zurückgetreten ist. Nach dem jetzigen Stand ist er in der Qualifikation für Rio noch immer die Nummer drei.
Unter den Besuchern und Strategen gab es doch noch lange Gesichter. Der Grossteil war überzeugt: Das Weltmeister-Duo Ralph Näf/Daniel Hubmann (OL) wird das Rennen gewinnen. Doch weit gefehlt. Auch beim letzten Auftritt gab es keine Geschenke. Rang 14 blieb den Favoriten. Gewonnen wurde das Rundstreckenrennen von Näfs Schützling Julian Schelb aus Deutschland (U23-Vizeweltmeister) und dem regionalen Fahrer Ralph Federer aus Gossau. Die grossen Namen reihten sich irgendwo hinten ein. Es kümmerte niemanden. Autogramme gab es auch so. Da standen die Stars in Gruppen mitten unter dem Volk, wurden Titelträger kaum wahrgenommen, die an jedem andern Anlass Aushängeschilder wären.„Ralph hat einen solchen Abschied verdient“, fanden 85 von 86 Bikern. Der 86. freute sich über die Resonanz und durfte zufrieden feststellen, dass er wohl in seiner Karriere vieles richtig gemacht hat. Nie drängte er sich nach vorne, sondern überzeugte durch Resultate. Dies dürfte ein Grund für die Beliebtheit des dreifachen Familienvaters sein. Sollte ein Biker in nächster Zeit zurücktreten und ein Abschiedsrennen organisieren, er wird es nach der Vorlage in Mattwil schwer haben. (Urs Huwyler)
Rangliste Abschiedsrennen
1.Julian Schelb/Ralf Federer. 2. Severin Sägesser/Joel Graf. 3. Sepp Freiburghaus/Daniel Schütz. 4. Lukas Flückiger/Alex Moos. 5. Reto Indergand/Tobias Hollenstein. 6. Florian Vogel/Roland Schätti 43:28. 7. Lars Forster/Beda Klee. 8. Nicola Rorbach/Rene Hutter. 9. Thomas Litscher/Thomas Kalberer. 10. Sönke Wenger/David Bieri. – Ferner: 14. Ralph Näf/Daniel Hubmann. 16. Nino Schurter/Daniel Soler. 20. Reto Holenstein/Beat Wabel. 30. Stefan Küng/Aline Seitz. 32. Michael Albasini/Balz Weber. 33. Jolanda Neff-Kathrin Stirnemann/Markus Neff. 39. Claudio Imhof/Marcel Strauss.