Britisches Unterhaus bricht mit Krawatten-Tradition
Die Männer im britischen Unterhaus dürfen in Zukunft auf eine Krawatte verzichten. Dies gab der Parlamentssprecher John Bercow bekannt. Die Krawattenfrage stehe in einer modernen Demokratie «absolut nicht im Mittelpunkt», verkündete Bercow den verblüfften Abgeordneten. Wichtig sei nur, dass die Parlamentarier in einem «Business-ähnlichen Outfit» erschienen.
Überraschte Politiker
Bercow, der selbst gerne auffällige Krawatten trägt, hatte es zuvor erstmals einem Parlamentarier erlaubt, das Hohe Haus ohne Halsbinder anzusprechen. Der Auftritt des Liberaldemokraten Tom Brake sorgte umgehend für empörte Reaktionen.
Der Tory-Politiker Peter Bone verlangte daraufhin von Bercow Auskunft, ob sich die Regeln geändert hätten - und erhielt die Antwort, dass dies ab sofort der Fall sei, und zwar auch für Parlamentskorrespondenten der Medien.
Lob und Kritik
Deren Reaktionen reichten von Jubel bis Schock. Der Journalist der Boulevardzeitung «The Sun», Matt Dathan, lobte die Entscheidung des Parlamentssprechers überschwänglich.
Damit verabschiede sich das britische Unterhaus «endlich aus dem 19. Jahrhundert», schrieb er. Der Korrespondent des konservativen «Telegraph», Christopher Hope, fragte dagegen entgeistert auf Twitter: «Was kommt als nächstes? Abgeordnete in Flip Flops und Shorts?»
John Bercow has crossed a line by dropping the requirement for men to wear ties in the Commons. What's next? MPs in flip flops and shorts?
— Christopher Hope ? (@christopherhope) 29. Juni 2017
NEW Male MPs will no longer be forced to wear ties in the House of Commons, Speaker announces https://t.co/E6driMhm8o via @telegraphnews
— Christopher Hope ? (@christopherhope) 29. Juni 2017