Dankgottesdienst für verstorbenen Berner Schriftsteller

23.02.2017, 17:04 Uhr
· Online seit 23.02.2017, 16:58 Uhr
Familie, Freunde, Weggefährten und die Bevölkerung haben am Donnerstag im Berner Münster Abschied genommen vom verstorbenen Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Der Anlass war, ganz im Sinne Martis, nicht eine Trauerfeier, sondern ein Dankgottesdienst.
Anzeige

Die vielen Gottesdienstbesucher erinnerten sich eines einzigartigen Menschen und seines reichen Schaffens, wie Pfarrer Markus Niederhäuser zu Beginn des Gottesdienstes sagte. Martis Texte, ob literarische oder theologische seien immer jung geblieben und von verblüffender Aktualität.

Mit knappen, präzisen Worten wusste Marti Zusammenhänge aufzuzeigen und Sinn zu erschliessen. Er war stets ein unbestechlicher Beobachter seiner Zeit. Doch auch das wortspielerische, humorvolle blitzte immer wieder auf.

Ein scharfer Beobachter, auch des eigenen Lebens blieb Marti zeitlebens. Und so beschrieb er etwa die Perspektivlosigkeit kurz vor dem Tod in seiner eigenen, heiter-bitteren Art: «Wer kein Heim mehr hat, geht in ein Heim. Was tut er dort? Wartet auf seinen Heimgang.»

Vor allem nach dem Tod seiner geliebten Frau, wurde Marti das Warten auf den Tod lang. Das Leben als Witwer liess ihn die Einsamkeit spüren: «Seitdem die täglich und nächtlich vertraute Zwiesprache aufgehört hat, schwinden mein Wortschatz und mein Ausdrucksvermögen», schrieb er in seinen «Spätsätzen».

Am 31. Januar starb er friedlich im hohen Alter von 96 Jahren. Am Dankgottesdienst im praktisch vollbesetzten Berner Münster nahmen am Donnerstag neben vielen Bernerinnen auch Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik teil. Zu den Gästen zählte unter anderem Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Kurt Marti wurde 1921 in eine Berner Notariatsfamilie hineingeboren. Er besuchte zusammen mit Friedrich Dürrenmatt das Freie Gymnasium in Bern. Danach studierte er zwei Semester Jurisprudenz, bevor er sich für Theologie entschloss.

Nach Kriegsende verdingte er sich als Praktikant in der ökumenischen Kriegsgefangenenseelsorge in Paris. 1949 war er Pfarrer in Leimiswil, 1950-1960 in Niederlenz und 1961-1983 an der Nydeggkirche in Bern.

veröffentlicht: 23. Februar 2017 16:58
aktualisiert: 23. Februar 2017 17:04
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige