Das Fondue ist bald ein «Papierli-Schweizer»

12.07.2016, 18:08 Uhr
· Online seit 12.07.2016, 18:05 Uhr
Kaum ein Schweizer Gericht ist auch über die Landesgrenzen derart bekannt wie das gute, alte Fondue. Doch das urchige Gericht ist in Gefahr. Es könnte bald das Prädikat «Schweizer Käsefondue» verlieren.
Sandro Zulian
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Fragt man einen Amerikaner, ob er ein Schweizer Gericht auf die Schnelle nennen kann, so ist die Antwort meist: «Faandiuu». Das Schweizer Käsefondue ist auch auf anderen Kontinenten bekannt und beliebt. Doch dem feinen, schweren Gericht geht es bald an den Kragen. Zumindest über dessen Namen hängt das Damoklesschwert. «Schweizer Käsefondue» ist nämlich zu wenig schweizerisch.

Das Problem ist der Wein

Am 1. Januar 2017 tritt die neue «Swissness»-Gesetzgebung in Kraft. Ab dann dürfen Lebensmittel nur noch als schweizerisch bezeichnet oder mit dem Schweizer Kreuz versehen werden, wenn mindestens 80 Prozent der Rohstoffe auch aus der Schweiz kommen. Dem Fertigfondue aus dem Supermarkt macht diese neue Regelung gehörig einen Strich durch die Rechnung. Es besteht nämlich nur zur Hälfte aus Schweizer Käse. Ein grosser Anteil des Fondues ist der Weisswein. Und dieser wird importiert.

Für die Herstellung des Fertigfondues ist nämlich schlicht nicht genügend Schweizer Wein vorhanden. In Zukunft - mindestens aber ab 2017 - müssen Fonduemacher dann entweder voll auf Schweizer Wein setzen oder aber beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eine Ausnahmebewilligung beantragen.

«Ausnahmebewilligung ist der einzige Weg»

Der Verband der Schweizerischen Schmelzkäseindustrie (Sesk) hat dazu mit der «Interprofession de la vigne et des vins suisse» (llvs) Kontakt aufgenommen. Die Käservereinigung möchte, dass der Wein von der Liste der für Swissness relevanten Inhaltsstoffe zu streichen sei. Der llvs unterstützt das Begehren.

Der Branchenverband Deutschschweizer Weine ist allerdings nicht gleicher Meinung. «Ich bin überzeugt, man hätte die Mengen zusammenbekommen, wenn man rechtzeitig reagiert hätte», sagt Geschäftsführer Robin Haupt gegenüber dem «Schweizerbauern». Die Schmelzkäse Industrie habe ohnehin aus preislichen Gründen wenig Interesse an Schweizer Wein.

Diesen Vorwurf weist Sybille Umiker, Mediensprecherin von Emmi zurück: «Der Weisswein, welchen wir für unsere Käsefondues brauchen, hat ganz spezielle Anforderungen. Er muss immer genau den selben Geschmack haben, die selbe Säure, die gleichen Eigenschaften. Dazu kommt, dass wir den Wein in grossen Mengen einkaufen müssen.» Laut Umiker gibt es in der Schweiz diesen Industriewein schlicht nicht in ausreichender Menge.

veröffentlicht: 12. Juli 2016 18:05
aktualisiert: 12. Juli 2016 18:08
Quelle: red.

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