«Das Interesse am Polizeiberuf ist sehr gross»

· Online seit 06.04.2018, 07:50 Uhr
Der Polizeiberuf ist in Deutschland derzeit sehr gefragt. Die Polizei erlebt in einigen Bundesländern einen regelrechten Bewerbungsboom. Auch in der Ostschweiz ist das Interesse gross, doch in die Ausbildung schaffen es nur die wenigsten.
Stefanie Rohner
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Eine Umfrage der Deutschen Presseagentur hat gezeigt, dass immer mehr junge Menschen zur Polizei möchten. Vor allem Nordrhein-Westfalen und Hessen erleben einen Bewerberboom. Dies gilt auch für  Baden-Württemberg und Bayern. Jedoch ist auch die Abbrecherquote hoch und mehr als jeder zehnte fällt bei der Ausbildung noch im ersten Jahr durch.

Zufrieden mit den Zahlen

Auch die Polizeischule Ostschweiz kann sich nicht über mangelndes Interesse beklagen. Pro Jahr gibt es jeweils einen Lehrgang. Im nächsten Lehrgang ab Oktober 2018 beginnen 100 Aspiranten ihre Ausbildung. «Die Zahlen schwanken natürlich. Meist haben wir 80 bis 100 Anwärterinnen und Anwärter», sagt Markus Kradolfer, Direktor der Polizeischule Ostschweiz. Mit 100 Auszubildenden pro Lehrgang kommt die Schule an ihre Kapazitätsgrenzen. Doch das ist kein Problem in den Augen Kradolfers: «Wir haben viele gute und motivierte junge Leute», sagt er.

193 Bewerbungen auf 30 Ausbildungplätze

Das Auswahlverfahren angehender Polizeischüler ist klar geregelt. Grundlage bildet das Bestehen des Eignungstests. Nach diesem, steht es den Interessierten frei, sich bei allen Polizeikorps des Ostschweizer Polizeikonkordats zu bewerben.

Jedes kantonale Polizeikorps rekrutiert somit seine Polizisten selbst. Im Kanton St.Gallen haben sich letztes Jahr beispielsweise für 30 Ausbildungsplätze 193 Personen beworben. «Bei dieser hohen Anzahl finden wir immer genügend geeignete Personen, die wir für die Ausbildung rekrutieren können», sagt Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der Kantonspolizei St.Gallen. Die Bewerberzahl war in den letzten Jahren konstant gleich hoch.

Problem: Mangelnde Sprachkompetenz

Über fehlenden Nachwuchs kann sich auch die Kantonspolizei Thurgau nicht beklagen. «Das Interesse am Polizeiberuf ist sehr gross», sagt Mario Christen, Sprecher der Kantonspolizei Thurgau. Grösste Mühe im Auswahlverfahren bereitet den Interessierten jeweils die Sprachkompetenz (Grammatik, Diktat). «Gerade aber die sprachliche Gewandtheit ist für den Polizeiberuf matchentscheidend, besteht doch ein grosser Teil der späteren Arbeit aus dem Verfassen und Erstellen von Rapporten und Berichten», sagt Christen.

Gute Bewerbungslage in Ausserrhoden und Graubünden

Auch bei der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden zeigt man sich sehr zufrieden mit der Bewerbungslage. «Oft kommt eine beachtliche Anzahl an guten Bewerbungen herein», sagt Mediensprecher Marcel Wehrlin.

Ähnlich sieht die Situation im Kanton Graubünden aus. «Der Bestand bleibt konstant, Polizisten, die pensioniert werden, können durch Abgänger der Polizeischule ersetzt werden», sagt Anita Senti, Mediensprecherin der Kantonspolizei Graubünden.

Wenige Ausbildungsabbrüche

Die Abbrecherquote bei der Polizeischule Ostschweiz ist im Gegensatz zu Deutschland erfreulich tief. «Etwa ein bis drei Aspiranten brechen pro Lehrgang ab, weil sie merken, dass ihnen der Polizeiberuf nicht zusagt. Die Durchfallquote bei der eidgenössischen Berufsprüfung ist nicht viel höher», sagt Markus Kradolfer, Direktor der Polizeischule Ostschweiz.

Zwischen zwei bis vier Absolventen würden es jeweils nicht schaffen. «Auf 100 Auszubildende ist das sehr wenig», sagt der Direktor der Schule. «Der Beruf ist nach wie vor beliebt. Schon als ich die Ausbildung absolviert habe, war das so. Viele fanden vor allem die Abwechslung und verschiedenen Jobs innerhalb des Berufes spannend. Das ist auch heute noch so», sagt Kradolfer.

veröffentlicht: 6. April 2018 07:50
aktualisiert: 6. April 2018 07:50
Quelle: sro/agm

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