Das ist Mister Olympia

· Online seit 26.02.2018, 06:22 Uhr
Für die Zuschauer sind die olympischen Spiele vorbei. Nicht so für Markus Osterwalder. Seit über 20 Jahren sammelt der 53-jährige aus Herisau Olympia-Artefakte. Mittlerweile besitzt er über 60'000 Bücher, Maskottchen, Ordner und Uniformen.
Sandro Zulian
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«Wenn ich Ihnen alles im Detail zeigen wollte, müssten wir uns wohl zwei Wochen lang hier einschliessen», sagt Markus Osterwalder in seinem Keller in der Herisauer Altstadt. Der 53-Jährige sammelt seit seiner Kindheit alles, was mit Olympia zu tun hat. Zu seinem Sammelsurium gehören Uniformen, Maskottchen, Pins, Poster, Medaillen, Olympische Diplome, Skizzen und unzählige Bücher. Über 60'000 Gegenstände befinden sich in seinem Besitz. Seit 1994 hat Osterwalder keine Olympische Eröffnungsfeier mehr verpasst.

Als Achtjähriger begann die Passion

«Die Idee für eine Sammlung entstand 1972, als ich als Kind noch in Südamerika gelebt habe», sagt Osterwalder. Die Nachbarsfamilie organisierte zum Spass eigene Olympische Spiele. «Eine Besucherin hatte ein T-Shirt der Olympischen Spiele in München an, dazu ein Schlüsselanhänger inklusive Olympia-Maskottchen.» Osterwalder mag sich erinnern, dass er die Besucherin mit Fragen gelöchert hat. «Als wir dann noch einen Teil der Eröffnungsfeier der Spiele in München gesehen haben, war die Faszination riesig.» So begann der junge Markus Osterwalder mit dem Sammeln.

Als in Lillehammer die Gestalten aus dem Boden krochen

Tausend Sachen gehen ihm durch den Kopf, wenn man Osterwalder nach seinem schönsten Erlebnis fragt. Ein Augenblick geht ihm allerdings nicht mehr aus dem Kopf, die Eröffnungsfeier in Lillehammer 1994: «Weil es mein erstes Mal war, weil es so perfekt war, weil es so kalt und winterlich war und weil die Stimmung unübertreffbar war.» Bei dieser Eröffnungsfeier krochen plötzlich ganz in weiss gekleidete Gestalten aus Löchern im beschneiten Boden. «Damit hat wirklich niemand gerechnet, alle waren fasziniert», schwärmt Osterwalder. Die Eröffnungszeremonie in Lillehammer war wahrhaftig legendär, sprang doch der Skispringer Stein Gruben mit der olympischen Flamme in der Hand über die Sprungschanze:

«Habe mich oft gefragt, warum ich das überhaupt mache»

Heute gehört Osterwalder zu den wichtigsten Sammlern im Olympischen Zirkus. Er kuratiert im Olympischen Museum in Lausanne, verleiht Teile seiner Sammlung an Ausstellungen. Sein Schatz, den er sich angesammelt hat, ist weltweit einzigartig: «Ich hätte niemals gedacht, dass ich so weit komme. Es war gar nie meine Absicht.» Das Interesse und die Motivation treiben ihn ständig weiter an und bringen ihn dazu, weiterzumachen: «Ich habe mich in all den Jahren oft gefragt, warum ich das überhaupt mache», sagt Osterwalder. Durch seine Sammelwut hat sich Osterwalder ein riesiges olympisches Know-How erarbeitet, mit dem er nun sein Geld verdient.

«Extrem mit mir verwurzelt»

Dass er viel Geld in seine Sammlung investieren muss, stört Osterwalder nicht. Er hat eine spezielle Bindung zu seinem Sammelsurium aufgebaut: «Ich kann irgendeinen Gegenstand aus dem Regal ziehen und eine persönliche Geschichte dazu erzählen.» Jedes ‹tote› Teil bekomme so Leben eingehaucht. «Das bedeutet mir sehr viel». Auf die Frage, wie lange Osterwalder noch weitermacht, lacht er und sagt: «Bis ich keinen Spass mehr daran habe.» Wenn man den 53-Jährigen beobachtet, wie er durch seine Sammlung streift und kaum mehr aus dem Erzählen kommt, dürfte das wohl noch lange dauern.

veröffentlicht: 26. Februar 2018 06:22
aktualisiert: 26. Februar 2018 06:22
Quelle: saz

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