Das Matterhorn auf die Bühne bringen

· Online seit 16.01.2018, 18:13 Uhr
Das Musical «Matterhorn» wird am 17. Februar im Theater St.Gallen uraufgeführt. Für die Produktion kommen internationale Grössen nach St.Gallen, welche für das Musical Neuland betreten.
Angela Hess
Anzeige

Das Sujet des Matterhorns bildet nicht nur die Kulisse für das neue Musical des Theaters St.Gallen, sondern auch den Mittelpunkt der erzählten Geschichte. Konkret geht es im Stück «Matterhorn» um den jungen Zeichner Edward Whymper, der im Jahr 1861 von England nach Zermatt kommt, um das Geschehen vor Ort zu illustrieren. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erstbesteigung des Bergs noch nicht vollbracht und viele britische Abenteurer versuchen ihr Glück.

Dem Autor Michael Kunze sei es für seine Geschichte stark um diesen Konflikt zwischen Mensch und Natur gegangen, erklärt der Theaterdirektor Werner Signer am Dienstag an der Medienkonferenz. «Die Gier, die die Bergsteiger im Musical antreibt, spiegelt das aktuelle Geschehen in unserer Gesellschaft wider», führt er aus.

Getrieben von der Gier seiner Landesgenossen beschliesst auch Edward Whymper, das Matterhorn zu besteigen. Sein Vorhaben glückt - er ist der erste auf dem Berg. Doch das Musical ist keine Geschichte mit klarem Happy End, sagt Peter Heilker, Operndirektor des Theaters St.Gallen: «Bezeichnend für unsere Geschichte ist nicht der Erfolg, den Whymper erlebt, sondern die Tragödie, die sich bei seiner Erstbesteigung abspielt. ‹Matterhorn› als Musical ist einzigartig, weil es neben dem Helden und der Erfolgsstory auch die Schattenseiten des Gewinns zeigt. Lohnt sich das Opfer, das bei der geglückten Erstbesteigung Whympers gezwungenermassen gemacht wurde?»

Internationale Grössen kommen in St.Gallen zusammen

«Die Vision für das Stück hatte der Autor schon lange», sagt Peter Heilker. Zeitintensiv war auch die Komposition der verschiedenen musikalischen Stücke, die während «Matterhorn» gesungen werden. Für diese Aufgabe haben die Initianten den Musikproduzenten Albert Hammond verpflichtet. Eine Premiere - nicht nur für das Theater St.Gallen, sondern auch für Hammond. «Ich bin seit 55 Jahren im Musikbusiness, aber ich habe noch nie für ein Musical komponiert. Nun lasse ich meine Erfahrung und viele verschiedene Musikstile - Hip Hop, Rock und Pop, aber auch Schweizerisches Folklore - in dieses Projekt einfliessen», sagt Hammond.

Als Regisseur für «Matterhorn» fungiert Shekhar Kapur. Auch für ihn ist die Arbeit am Theater ein bisher unbekanntes Terrain, denn bisher arbeitete Shekhar Kapur ausschliesslich als Filmregisseur. Seine Herangehensweise an das Stück ist davon geprägt, dass er den Zuschauer durchaus zum Denken anregen will. «Ich versuche, hinter die Dinge zu blicken. Ich möchte nicht zeigen, was ist, sondern was sein könnte. Deshalb war es mir auch ein Anliegen, dass Peter Davidson das Bühnenbild ohne grosses Bergpanorama oder ähnliches konzipiert», erklärt Kapur. Im Hintergrund der Kulisse erscheinen in Anlehnung an den Protagonisten Edward Whymper beispielsweise Zeichnungen. Ebenso werden Videoprojektionen teil der Aufführungen sein.

Der Berg erhält eine Stimme

Dem Matterhorn als zentraler Dreh- und Angelpunkt der Handlung wird mit der Darstellerin Sabrina Weckerlin eine lebendige Figur namens Orka gegeben. «Orka ist eine Art Berggeist, sie steht für den Berg an sich und taucht aktiv im Stück auf», sagt Franz Blumauer, der für die Kostüme des Stücks verantwortlich ist. Sabrina Weckerlin beschäftigt sich aktuell in den Proben damit, Orka den letzten Schliff zu geben: «Orka stellt im Grunde genommen die Natur dar, was die Figur sehr abstrakt macht. Wie die Melodie zum Beispiel schlussendlich sein wird, erkunde ich in den Proben durch Improvisation.»

Bis zum 14. Februar ist das Ensemble und das Team noch damit beschäftigt, Schauspiel, Gesang und Choreographie einzustudieren. «Die Produktion ist ein ‹Work in Progress›», sagt Peter Heilker. «Aufgeregt sind wir alle, und das wird sich auch bis zum letzten gespielten Ton bei der Premiere nicht ändern.»

 

veröffentlicht: 16. Januar 2018 18:13
aktualisiert: 16. Januar 2018 18:13
Quelle: anh

Anzeige
Anzeige