«Das tut richtig weh»
«Es tut richtig weh», sagt Schnapsbrennerin Judith Brunschwiler aus Oberuzwil. «Ich habe einen Mitarbeiter, der eine Obstanlage betreibt. Er hat geweint, als er mich angerufen hat.» Der Freund der Geschäftsführerin der Brunschwiler Edelbrandbrennerei habe praktisch einen Totalausfall erleiden müssen.
Ähnliche Zustände vor einem Jahr
Hinzu komme, dass die Auswirkungen der kalten Tage sich bereits letztes Jahr schmerzhaft bemerkbar gemacht hätten: «Schon damals konnten nur zehn bis fünfzehn Prozent des Obst geerntet werden.» Jetzt passiere quasi ein Deja-Vu, sagt Brunschwiler: «Es ist sehr bitter.» Doch die Schnapsbrennerin weiss sich zu helfen: Sie brennt jetzt alternativ einfach Gin.
Existenzen bedroht
Der Notstand beunruhigt auch den Schweizer Obstverband. Augustin Mettler, Präsident des Fachbereichs Brennerei im Schweizer Obstverband vermutet Schlimmes: «Speziell die Kirschen sind hart getroffen worden. Wir rechnen mit einem Rückgang von 80 Prozent.» Bei den Zwetschgen seien es siebzig, bei den Aprikosen fünfzig Prozent Ausfall. «Das sind derart dramatische Zahlen, so etwas haben wir womöglich noch gar nie erlebt.» Mettler mutmasst, dass dieser Zustand der einen oder anderen Brennerei sogar das Genick brechen könnte.
Auch Mostereien betroffen
Nicht nur Brennereien spüren den heftigen Ernteausfall, auch Mostereien haben ihre Probleme. Ruedi Kobelt, Geschäftsführer der gleichnamigen Mosterei in Marbach sagt: «Momentan beruht alles auf Schätzungen und Erfahrungen der Obstproduzenten.» Kobelt selbst schätzt den Ausfall von Mostobst auf fünfzig bis siebzig Prozent.
Der Beitrag von TVO-Reporter Roger Inauen