«Das tut unglaublich weh»

21.12.2017, 20:55 Uhr
· Online seit 21.12.2017, 17:04 Uhr
Es ist ein trauriger Tag für Peter Soller aus Neukirch-Egnach. Der Seniorchef des Hennen-Aufzucht-Betriebs im Thurgau ist sichtlich erschüttert, der Verlust von 9000 Hennen geht ihm nahe. Bei den Tieren wurde die Geflügelseuche ILT nachgewiesen. Während des Donnerstagvormittags wurden die 8000 noch lebenden Tiere getötet.
Stefanie Rohner
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Peter Soller ist eigentlich schon pensioniert. Und doch musste er am Donnerstag noch einmal die Geschäftsleitung übernehmen und dabei zusehen, wie das Veterinäramt des Kantons Thurgau 8000 seiner Legehennen tötet. Sein Sohn hat den Hof vor drei Jahren übernommen, ist aber derzeit im Ausland.

«Ich habe das einfach durchgezogen, ich habe Routine. Aber so etwas hat es vorher nie gegeben. Was hätte ich machen sollen? Wir hatten einfach Pech mit diesem Stall», sagt Soller. Glücklicherweise, so sagt er, sei der Stall nicht beim Hauptbetrieb, sondern stehe für sich allein, einige Kilometer entfernt. «Sonst hätten sich noch viel mehr Hennen anstecken können.» Gesamthaft sind im Betrieb 60'000 Legehennen. Der Hof wird bereits in dritter Generation geführt. Schon Sollers Vater hat damit seinen Unterhalt gesichert.

Schnarchende Geräusche

Bereits am vergangenen Freitag wusste Soller, das etwas ganz und gar nicht stimmen kann. Ein Mitarbeiter hat ihm gemeldet, dass mit den Hennen etwas nicht in Ordnung ist. «Wenn man in den Stall geht, hört und schmeckt man sofort, wenn etwas nicht stimmt. Er hörte, wie einige Tiere schnarchende Geräusche von sich geben. Das ist ein ganz schlechtes Zeichen», sagt Soller.

Es könne sich dabei zwar auch um einen Schnupfen handeln, das hätte es seit vielen Jahren aber nicht mehr gegeben. «Ich wurde dann skeptisch und habe ein Tier, das nicht gut aussah herausgenommen und genauer untersucht.

Danach habe ich gleich am Bestandestierarzt eine Meldung gemacht», sagt Soller. Da es aber ein Freitagabend war, habe es bis am Montag gedauert, bis die Tiere untersucht worden seien, sagt Soller. Er selbst darf den Tieren keine Medikamente geben, das muss ein Tierarzt tun.

Warum die Seuche bei den Tieren ausgebrochen ist, kann nicht direkt bestimmt werden. «Es kann von Wildvögeln kommen. Da reicht es aus, wenn Kot beim Gehege landet. Es kann aber auch von einem anderen Tier stammen, dass in die Anlage reingeschlichen ist», sagt Soller.

Tiere haben gelitten

Am Mittwoch dann die traurige Gewissheit: Die Legehennen sind von der Geflügelseuche ILT betroffen. Besonders tragisch: Die Junghennen waren erst 15 Wochen alt. «Diese Geflügelseuche lässt sich leider nicht behandeln», sagt der Landwirt.

Sogleich ging die Meldung an den Kanton. Das Veterinäramt ordnete in der Folge an, die Hennen zu töten. Man sieht Peter Soller an, wie schwer es ihm gefallen sein muss, die Tiere in den Tod zu schicken. Eine andere Möglichkeit hatte er aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr für andere Tiere der umliegenden Höfe aber nicht. «Es war nicht schön. Zwei Stunden lang mussten wir unsere Hennen ins Gas werfen. Das tut weh», sagt Soller und ringt mit sich.

Rund 1000 Tiere waren schon tot, bevor die restlichen 8000 vergast wurden. «Diese Tiere haben sehr gelitten. Sie sassen am Boden und haben schwer geatmet, rangen nach Luft. Alles verschleimt immer mehr und sie ersticken daran. Das geht ein paar Stunden. Bei der Tötung der anderen Tiere ging alles sehr schnell, da sie sofort betäubt sind, sobald sie im Container sind», sagt Soller.

Emotional und finanziell ein grosser Schaden

Der finanzielle Schaden liegt bei rund 100'000 Franken. Landwirte zahlen in die Kantonale Seuchenvericherung ein. Wie viel er vom finanziellen Schaden erstattet bekommt, ist noch nicht ganz klar. Er rechnet aber mit rund 80 Prozent. «Der Schaden für uns ist dennoch riesig. Rund 20'000 bis 25'000 Franken dürfte dieser betragen. Wir müssen die Tiere ja ersetzen, die Händler wollen ja die Eier.» Trotzdem sagt Soller: «Der finanzielle Schaden ist zweitrangig.»

veröffentlicht: 21. Dezember 2017 17:04
aktualisiert: 21. Dezember 2017 20:55
Quelle: str

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