«Dem Kind keine Vorwürfe machen»
Im Schulhaus Grossacker haben Sechstklässler in einem Gruppenchat ein Sexfilmchen weiterverbreitet. Wie sich heute herausgestellt hat, ist er zum Glück viel harmloser als befürchtet. Zwei bekleidete Buben simulierten einen sexuellen Akt. Der Vorfall hat jedoch gezeigt, wie gross die Unsicherheiten bezüglich Sex, Internet und soziale Medien bei Eltern sind.
Die Stadtsanktgaller Schulpsychologin Christina Ruppert empfiehlt Eltern, deren Kinder in Kontakt mit nicht altersgerechten Inhalten gekommen sind, ruhig zu bleiben. Sie sollen abklären, was genau passiert und wer daran beteiligt gewesen sei. «Die Eltern sollen in erster Linie zuhören, keine Vorwürfe machen und versuchen, dem Kind Sicherheit zu vermitteln», sagt sie.
Gemeinsam Regeln erlassen
Ein vertrauensvoller Austausch mit den Kindern sei grundsätzlich wichtig, da Eltern nicht alles kontrollieren können. Für Eltern müsse das Interesse für das Kind im Mittelpunkt stehen. Verbote auszusprechen, hält sie für weniger geeignet. «Es ist sinnvoller, mit dem Kind gemeinsam Regeln zu vereinbaren. Eltern können mit ihren Kindern die Nutzung der sozialen Medien ausprobieren.»
Sich an Fachpersonen wenden
Beim Schüler-Video war man zunächst von kinderpornografischem Inhalt ausgegangen. Wer solchen konsumiert, macht sich laut Gesetz strafbar. Wie sollen Eltern bei solch krassen Vorfällen vorgehen? Christina Ruppert rät Eltern, grundsätzlich bei Unsicherheiten eine Beratungsstelle aufzusuchen. Der schulpsychologische Dienst oder Pro Juventute können etwa weiterhelfen.
Unfreiwillige Begegnungen mit Sex können auch die Kinder selber verunsichern und irritieren. Laut der Schulpsychologin reagieren Buben und Mädchen individuell darauf. Deshalb sei es wichtig, dass Eltern ihre Söhne und Töchter nach Vorfällen gut beobachten. Sie sollen auf Verhaltensänderungen achten und die Kinder nicht allein lassen. „Eltern sollen darüber reden und den Vorfall besprechen“, so Ruppert.