«Der Abgang ist mit Wehmut verbunden»

14.09.2017, 19:36 Uhr
· Online seit 14.09.2017, 15:49 Uhr
Die dunklen Wolken hängen weiter über dem Kybunpark – der Sturm tobt. Nach zahlreichen Rücktritten kehrt auch Martin Schönenberger dem FC St.Gallen – zumindest teilweise - den Rücken zu. Gegenüber FM1Today nimmt er ausführlich Stellung zu seinem Rücktritt aus dem Verwaltungsrat – verzichtet allerdings bewusst auf persönliche Anschuldigungen.
Linda Aeschlimann
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Nur nicht noch mehr Öl ins Feuer giessen. Das denkt man sich vermutlich in der Teppichetage beim FC St.Gallen. Einer, welcher bestimmt viel zu sagen hat, ist Martin Schönenberger. Der Verwaltungsrat stellt sich an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zur Wahl.

Nun nimmt er ausführlich Stellung zu seinem Entscheid. Bewusst bleibt er sachlich – Personen persönlich anzugreifen wäre laut Martin Schönenberger jetzt das falsche Mittel.

Das Interview führte Sportjournalist und TVO-Moderator Dominic Ledergerber.

Herr Schönenberger, Sie haben sich entschieden, sich nicht mehr als Verwaltungsrat beim FC St.Gallen zu stellen. Eine weitere Person, die «das sinkende Schiff» verlässt. Wieso?

Ich glaube, man darf nicht von einem «sinkendem Schiff» reden. Im Moment ist es einfach in Turbulenzen.  Ich glaube, mein Entscheid ist einfach konsequent aufgrund der Vorgeschichte die passiert ist.

Was hat Sie schlussendlich zu diesem Entscheid bewogen?

Es ist im Vorfeld so viel gesagt worden. Ich möchte dies nicht wiederholen und ich will nicht gegen Personen schiessen. Die Situation ist für mich einfach nicht mehr tragbar gewesen. Ich konnte nicht mehr sagen, dass ich da erfolgreich arbeiten kann und will.

Sie haben mehrere Jahre dem FC St.Gallen gedient. Wie leicht – oder eben nicht – ist ihnen dieser Entscheid gefallen?
Das ist mit grosser Wehmut verbunden. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich in meinen 20 Jahren Tätigkeit für den FC St.Gallen immer mit grossem Engagement gearbeitet und mich überall stark eingebracht habe.
Ich darf sagen, dass ich ein grosses Herz für den FC St.Gallen habe und deshalb ist mir dieser Entscheid überhaupt nicht leicht gefallen.
Ich bin froh, dass ich in der vorletzten Woche in den Ferien gewesen bin, als die Turbulenzen begonnen haben. Durch das konnte ich mir mehr Zeit lassen für meine Entscheidung.

Und bevor ich meine Entscheidung getroffen habe, habe ich mit dem Präsidenten ein Gespräch geführt. Dann bin ich zum Entschluss gekommen, dass es besser für mich ist zum Aufhören.

Steht ihre Entscheidung auch im Zusammenhang mit den Kündigungen respektive Entlassungen der Herren Hüppi und Kesseli?

Es wäre unehrlich, wenn ich behaupten würde, dass kein Zusammenhang besteht. Natürlich steht es auch im Zusammenhang, zusammen mit der ganzen Entwicklung. Aber ich habe einen eigenständigen Entscheid gefällt.

Trotzdem schmeissen Sie nicht alles Knall auf Fall hin. Sie bleiben Präsident des Sponsorenklubs «Dienstag-Klub» und OK-Präsident der Nacht des Ostschweizer Fussballs. Wieso?

Weil ich ein FC St.Gallen Fan bin. Ich habe ein Herz für den FC St.Gallen. Der «Dienstag-Klub» präsidiere ich seit 18 Jahren. Ich habe diesem, zusammen mit dem Vorstand, ein Gesicht gegeben und ausgebaut. Wie haben permanent steigende Zahlen, auch wenn es ab und zu turbulent zu und hergeht. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir Wellengang haben. Aufgrund dessen ist mir das eine Herzensangelegenheit. Das gleiche gilt für die Nacht des Ostschweizer Fussballs. Ich will beide Institutionen zu Gunsten des FC St.Gallen weiterführen.

Machen Sie sich Sorgen um den FC St.Gallen?

Die Abgänge beim FC St.Gallen sind nicht gut. Ich glaube, man hat einfach gewisse Reaktionen ein wenig unterschätzt.  Ich denke, dass es jetzt wichtig ist, mit allen Betroffenen zu reden und Ruhe gegen aussen und Ruhe für Sponsoren einbringt, dass die wissen, ihr investiertes Geld ist gut angelegt.

Sie sagen, dass die Abgänge nicht gut sind für den Verein. Gleichwohl gehen aber auch Sie. Müssten Sie nicht dem FC St.Gallen zuliebe weitermachen?

Das ist eine berechtigte Frage. Das ist auch die Frage, die ich mir immer gestellt habe. Letzten Endes habe ich aber einen Entscheid für mich als Martin Schönenberger getroffen. Deshalb bleibe ich jetzt bewusst in den anderen Funktionen dem FC St.Gallen treu. Ich glaube nicht, dass ich jetzt mit den restlichen Verwaltungsräten kein Wort mehr spreche. Ich werde in meiner Funktion den FC St.Gallen weiterhin unterstützen.

So berichtete TVO über die Rücktrittsankündigung von Martin Schönenberger:

veröffentlicht: 14. September 2017 15:49
aktualisiert: 14. September 2017 19:36
Quelle: lae

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