Der Haken mit dem «Fairtiq»

11.04.2017, 14:11 Uhr
· Online seit 11.04.2017, 13:19 Uhr
Fünf Ostschweizer Unternehmen führen am 1. Juni die öV-App «Fairtiq» ein. Es klingt wunderbar einfach: App starten, in den Zug oder Bus steigen und beim Erreichen des Ziels die App wieder stoppen. Der Fahrpreis wird automatisch im Hintergrund berechnet. Einziger Haken: Die - gleichen - Systeme sind über die Verbundsgrenzen der Transportunternehmen nicht kompatibel.
Stefanie Rohner
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Wer bei der Rhätischen Bahn einsteigt und am selben Tag die App bei Ostwind nutzen möchte, müsste sich entweder neu einloggen oder am Automat sein Billet holen, schreibt das Regionaljournal Ostschweiz. Es handle sich zwar um dieselbe Technologie, die verschiedenen Tarifverbunde seien aber nicht miteinander verbunden. «Es handelt sich hierbei um eine Verbundlösung. Wir haben den Vorteil, dass Ostwind flächenmässig der grösste Tarifverbund der Schweiz ist. Der Verbund umfasst fünf Kantone und 26 Transportunternehmen. Verlässt man aber unseren Tarifverbund, muss man das Billett, welches man danach braucht, am Automaten lösen», sagt Werner Fritschi, Mediensprecher der Thurbo.

Nationale Nutzung angedacht

In fünf Kantonen (St.Gallen, Thurgau, beide Appenzell und Glarus) kann die App also ohne Unterbruch genutzt werden. Im Dezember soll Schaffhausen zusätzlich in den Verbund aufgenommen werden. Geplant sei aber, dass die App national und ohne Unterbrüche genutzt werden kann. «Da viele Verbunde diese Technologie nutzen, ist es etwas komplex, dies einheitlich zu machen. Es ist aber geplant, dass es bis Anfang 2018 möglich ist, alle Tarifverbunde ohne Unterbruch nutzen zu können», so Fritschi.

In den Zug, ohne nachzudenken

Die App «Fairtiq» ist seit einem Jahr auf dem Markt und wurde in Freiburg und Bern eingeführt. Inzwischen kommt sie bei den Tarifverbunden Passepartout (Innerschweiz), Frimobil (Freiburg), Libero (Bern, Biel und Solothurn), Zug, STI (Thun) und Engadin Mobil (Oberengadin) zum Einsatz. Mit Ostwind und der Rhätischen Bahn werden weitere Gebiete abgedeckt. Entwickelt wurde die App von Gian-Mattia Schucan, der frühere Vertriebschef bei den SBB. Die App funktioniert so, dass fast nichts gemacht werden muss. Ist erfasst, in welcher Klasse man fahren möchte und ob ein Halbtax-Abo vorhanden ist, muss man nicht mehr viel machen, schreibt das «St.Galler Tagblatt». Auch wer spät dran ist, um den Zug noch zu erwischen, muss sich nicht mehr vom Lösen am Billettautomaten aufhalten lassen. Steigt man beispielsweise in den Zug von St.Gallen nach Rorschach, öffnet man «Fairtiq», wischt nach rechts und los geht's. Ist man angekommen, stoppt man den Prozess und es wird abgerechnet.

App sucht günstigste Lösung

Die App erkennt, an welcher Haltestelle man sich befindet. Vergisst man, sich nach seiner Ankunft abzumelden, wird man von der App daran erinnert. Denn aufgrund der Ortung, erkennt das System, wenn jemand sich nicht mehr im Zug oder Bus befindet. «Der Ortungsdienst muss immer eingeschaltet sein, wenn man die App nutzen möchte. Ostwind erhält aber keinerlei Daten ihrer Kunden. Wir sehen also nicht, welche Strecken von den App-Nutzern zurückgelegt werden. Natürlich wäre dies für uns von Vorteil», sagt Fritschi. Laut Entwicklern der App werde immer das günstigste Billett gesucht, maximal bezahle der Kunde eine Tageskarte. Bezahlt wird entweder über die Handyrechnung oder mit der Kreditkarte. «Manchmal weiss ich nicht, ob ich nur eine Fahrt mache und löse deshalb keine Tageskarte. Mache ich dann aber drei Fahrten, wird dies vom System erkannt und eine Tageskarte berechnet. Das kommt günstiger», sagt Fritschi.

(str)

veröffentlicht: 11. April 2017 13:19
aktualisiert: 11. April 2017 14:11

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