«Der Schandfleck ist weg»

02.08.2016, 18:27 Uhr
· Online seit 02.08.2016, 16:55 Uhr
200 Feuerwehrleute und drei Puma-Helikopter standen vor einem Jahr im Einsatz, als das Raduner-Areal in Horn lichterloh brannte. Der Vorwurf der Brandstiftung stand sofort im Raum. Heute sind die Aufräumarbeiten beinahe abgeschlossen. Das Areal soll schnellstmöglich verkauft werden.
Angela Mueller
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«Es war ein unheimliches Feuer - wir haben schnell gesehen, dass man hier nicht mit den üblichen Mitteln Herr der Lage wird», sagt Bruno Villiger, Kommandant der Feuerwehr Horn. Auch Gemeindepräsident Thomas Fehr ist der 3. August 2015 noch in reger Erinnerung. Der Brand brach morgens um 5.30 Uhr aus. «Wir waren plötzlich landesweit im Fokus der Medien.»

Das Feuer in der verwahrlosten und verrümpelten Industriebrache zerstörte fünf Gebäude. Rund 200 Feuerwehrleute standen zwölf Stunden im Einsatz. Drei Militär-Helikopter schütteten rund 450'000 Liter Wasser auf die Lagerhallen. «Wir konnten die benachbarten bewohnten Gebäude vor dem Brand schützen», sagt Villiger.

Brandstiftung wahrscheinlich

«Dass niemand verletzt wurde, war für mich das allerwichtigste», sagt Gemeindepräsident Fehr. Der Brand hatte für die Gemeinde aber auch positive Folgen. Denn ein langwieriges Rechtsverfahren blockierte zuvor jahrelang alle Altlastensanierungen und Bauvorhaben auf dem Raduner-Areal und konnte teilweise gelöst werden. «Das Areal war ein Schandfleck in unserer Gemeinde. Nun wird es endlich aufgeräumt.»

Diese Situation ist jedoch nicht ohne schalen Beigeschmack: Noch während des Brandes hatte Max Niederer, Mieter einer Gewerbeliegenschaft, den Vorwurf der Brandstiftung gegenüber den Medien erhoben. Tatsächlich wurde Ende Oktober ein Tatverdächtiger festgenommen. Es handelte sich um Ernst M., er war Hauptmieter im Raduner-Areal.

Sanierung noch bis Ende 2016

M. wurde aus der Untersuchungshaft entlassen, nachdem die Haftgründe entfallen waren. Dies bedeutet aber nicht, dass der Tatvorwurf entkräftet wäre. «Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin, weitere Personen werden befragt», sagt Barbara Reifler, Stellvertretende Medienverantwortliche der Staatsanwaltschaft Thurgau. Welches Motiv der Mann hatte und ob er von jemandem angestiftet wurde, liegt nach wie vor im Dunkeln.

Das Areal der 1989 stillgelegte Textilfabrik Raduner gehört zu einem Drittel den Gebrüdern Reto und Walter Peterhans, zu Zweidrittel dem Recycling-Unternehmen Eberhard Bau AG. «Wir hoffen, die Sanierung bis Ende des Jahres abschliessen zu können», sagt Geschäftsführer Heinrich Eberhard. Danach soll das 33'000 Quadratmeter grosse Areal in bester Wohnlage am See verkauft werden. «Es gibt bereits verschiedene Interessenten.»

veröffentlicht: 2. August 2016 16:55
aktualisiert: 2. August 2016 18:27

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