Die Ära der fünf Schwestern in der Serie A

19.08.2017, 07:18 Uhr
· Online seit 19.08.2017, 03:40 Uhr
In der Serie A kündigt sich ein Fünfkampf um den Titel und die vier Champions-League-Plätze an. Die Meisterschaft in Italien könnte so spannend werden wie seit langem nicht mehr.
Anzeige

In Italien dachten sie zuletzt mit Wehmut an die Zeiten der «Sette Sorelle», der sieben Schwestern, zurück. Es waren die Zeiten zum Ende der Neunzigerjahre und die erste Phase nach der Jahrtausendwende. Die «sieben Schwestern» waren die sieben Grossklubs, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen antrieben. Zwischen 1998 und 2001 holten vier verschiedene Klubs den Scudetto (Juventus, Milan, Lazio Rom, AS Roma). In der gleichen Zeitspanne gewannen drei Vereine einen europäischen Titel (Inter, Parma, Lazio). Zudem wurde die Serie A zwischen 1999 und 2002 stets am letzten Spieltag entschieden. Tempi passati. Seit 2012 hiess der Meister in Italien immer Juventus Turin, und der Titelgewinn stand ausnahmslos vorzeitig fest.

Doch nun kündigt sich eine neue Ära an. Die beiden Mailänder Vereine Milan und Inter wollen mit Hilfe von chinesischen Investoren zurück an die Spitze, Napoli wird so häufig als Titel-Anwärter genannt wie seit den Zeiten von Diego Maradona nicht mehr, und auch die AS Roma will nach sieben 2. Plätzen in den letzten zwölf Jahren endlich zum grossen Wurf ausholen. Stimmen die Prognosen der vielen selbsternannten (Tifosi-)Experten auf dem Stiefel, erwartet Italien ein ausgeglichener Fünfkampf um den Meistertitel sowie die vier Plätze für die Champions League. Alle sind sie überzeugt, dass ihr Verein die besten Karten in der Hand hält.

Entscheidend wird letztlich die Beantwortung solcher Fragen sein: Wie stark ist die alternde Juventus-Defensive nach dem Abgang von Abwehrpatron Leonardo Bonucci? Wie gut arbeitet der neue Roma-Trainer Eusebio Di Francesco nach ruhigen Jahren in der Provinz (Sassuolo) in der hektischen Hauptstadt? Ist das Kader von Napoli breit genug, um in der Serie A und der Champions League eine wichtige Rolle zu spielen? Wie schnell findet die mit Transfers für weit über 200 Millionen Euro und mit zehn neuen potenziellen Stammspielern zusammengestellte AC Milan zu einem funktionierenden Kollektiv? Kann der neue Inter-Trainer Luciano Spalletti beweisen, dass die in der letzten Saison enttäuschenden Mailänder (7. Platz) nicht nur auf dem Papier hochkarätig besetzt sind?

Hinter den «fünf Schwestern» der Neuzeit, die in diesem Sommer für Transfers zusammen gegen 600 Millionen Euro ausgegeben haben, bleiben Lazio Rom und Fiorentina (im Jahr 1 nach dem ex-Basel-Trainer Paulo Sousa) wohl nur die Brosamen, Klubs wie den in den letzten Jahren immer mal wieder überraschenden Aussenseitern Atalanta Bergamo, Sassuolo, Genoa, Sampdoria Genua, Torino, Bologna oder Udinese nicht einmal diese. Und der Rest? Der versucht sportlich wie wirtschaftlich irgendwie über die Runden zu kommen. Ohne adäquates Stadion, ohne professionelle Strukturen und ohne finanzielle Basis.

Ob Chievo Verona oder Cagliari, ob Crotone oder die Aufsteiger SPAL Ferrara, Hellas Verona und Benevento. Sie alle leben von der Hand in den Mund. Mit Kadern, die Sommer für Sommer mindestens zur Hälfte ausgetauscht werden. Und dabei ist fast alles auf Pump. Die Zahlen dazu liefert etwa Aufsteiger SPAL Ferrara: Im Kader stehen derzeit 25 Spieler, 13 davon sind neu, neun Transfers wurden leihweise abgewickelt.

veröffentlicht: 19. August 2017 03:40
aktualisiert: 19. August 2017 07:18
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige