«Die KZs sind ja leider derzeit ausser Betrieb!»

20.10.2015, 09:43 Uhr
· Online seit 20.10.2015, 09:33 Uhr
Der türkischstämmige Autor Akif Pirinçci war einer der Hauptredner bei der Pegida-Kundgebung zum einjährigen Bestehen in Dresden. Er hetzte gegen Politiker und Muslime - bis es am Schluss gar den teilnehmenden Demonstranten zu viel wurde.
Marco Latzer
Anzeige

«Das sind harte Rechtsextremisten. Sie bezeichnen Asylbewerber pauschal als Verbrecher, alle Politiker als Hochverräter. Jeder, der da hingeht, muss wissen, dass er Rattenfängern hinterherläuft», so zitiert das Nachrichtenmagazin «Spiegel» den deutschen Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Er hatte die Bürger aufgefordert, der Pegida-Demonstration von gestern Abend in Dresden fernzubleiben.

In Anbetracht der Aussagen, die gestern an der Pegida-Kundgebung zum ersten Geburtstag der Bewegung getätigt wurden, behält der Innenminister recht. Hauptredner auf der Demonstration war der Autor Akif Pirinçci. Der deutsch-türkische Schriftsteller brillierte in den Achtzigerjahren mit dem Katzenroman «Felidae», hat sein Kerngeschäft in den letzten Jahren aber auf das Verfassen von rechtspopulistischen Hetzschriften verlagert. Seine neusten Titel haben mit Kätchen so gar nichts mehr zu tun: «Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer» und «Die große Verschwulung. Wenn aus Männern Frauen werden und aus Frauen keine Männer».

Vor über 10'000 Teilnehmenden setzt Pirinçci gestern Abend zum verbalen und primitiven Rundumschlag an. In einer von Hass triefenden Rede bezeichnete er die Grünen als «Kinderfickerpartei»; generell seien Politiker «Gauleiter gegen das eigene Volk» und Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, nichts anderes als «Invasoren». Und er faselt von Muslimen, die «Ungläubige mit ihrem Moslemsaft vollpumpen» und einer drohenden «Moslemmüllhalde» in Deutschland.

Dann setzt der Hauptredner zu seinem niveaulosen Rede-Höhepunkt an: «Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn er gefälligst nicht pariert», sagte Pirinçci. Daraufhin skandierte die Menge «Widerstand, Widerstand». Für den Redner offenbar die Aufforderung, nachzulegen: «Es gäbe natürlich auch andere Alternativen», so Pirinçci. «Aber die KZs sind ja leider derzeit ausser Betrieb.» Applaus im Publikum.

Die Rede in voller Länge. Die KZ-Aussage fällt bei 1:36:52.

Hier der genaue Wortlaut der Rede und dem Nazi-Rückfall des Deutschtürken:

Immerhin: Die Rede von Akif Pirinçci stösst im Publikum nur bedingt auf Gegenliebe - auch wenn er nach diesem Tiefpunkt noch 20 Minuten weiterreden durfte. Je länger die Rede dauerte, desto grösser wurde der Unmut. Sogar die Aufforderung «Keine Hetze» und «Aufhören» wurde laut. Schliesslich erbarmte sich gar Pegida-Organisator Lutz Bachmann und lobte Pirinçci noch vor Abschluss seiner Rede vom Podest - angeblich aus Zeitgründen. Gut möglich, dass die getätigten Aussagen am Pegida-Jahrestag für den deutsch-türkischen Autor ein juristisches Nachspiel haben werden. Gegen ihn werden ihn Deutschland derzeit fleissig Strafanzeigen eingereicht.


veröffentlicht: 20. Oktober 2015 09:33
aktualisiert: 20. Oktober 2015 09:43
Quelle: red/mla

Anzeige
Anzeige