«Die Lachnummer der Liga»

24.10.2016, 18:19 Uhr
· Online seit 24.10.2016, 16:25 Uhr
«Zinnbauer raus!», «Schande», «Katastrophe», «die Lachnummer der Liga» – der Tenor unter den FCSG-Fans ist so klar und schrill wie eine Trillerpfeife. Das kollektive Mittelfingerzeigen bringt den Trainerstuhl des 46-Jährigen immer mehr ins Wanken. Werden ihn Hass und Spott heute Abend zum Rücktritt zwingen? Bis jetzt schweigt der FCSG.
Lara Abderhalden
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Es ist ruhig. Zu ruhig aus den grün-weissen Kammern der FCSG-Leitung. Später als sonst wurde am Sonntag der Matchbericht veröffentlicht. Bissiger als sonst fielen die Kommentare aus. «Das war nur noch ein Grümpeliturnier», schreibt ein Facebook-User. Ein anderer meint: «Wieder eine ganz souveräne Niederlage unserer Mannschaft. Zu keinem Zeitpunkt war die Niederlage in Gefahr, Hut ab. Ironie aus.»

Vor allem Zinnbauers Art und Weise, eine Niederlage gut zu reden, wird zum Gespött im Netz. «Wir haben gut trainiert. Ausserdem war die Stimmung gut», wird der Trainer parodiert. «Ich bin normalerweise wirklich ein Optimist, aber momentan fällt mir nur das eine Bild ein. Die einen wenden sich ab, die anderen machen die Augen zu. Es fällt schwer, das eine oder das andere nicht zu machen», fasst eine andere Userin die Situation zusammen.

«Wo bleibt die Stellungnahme, Herr Früh?»

Aber nicht nur der Trainer wird auf den Scheiterhaufen gestellt, auch Dölf Früh und der restliche Verwaltungsrat bekommen eine Rute ab: «Wo bleibt die Stellungnahme von Herrn Früh? Schwach», schreibt Marcello auf FM1Today. «Herr Früh hat keine Eier» oder «Früh, jetzt musst du handeln, wenn nicht, ist das ein Schlag ins Gesicht aller Anhänger», sind weitere Reaktionen.

Der Schrei nach einer Stellungnahme hallt durchs Netz, bewegt Freunde im Bus, Arbeitsgspänli in der Cafeteria, doch das Echo ist gleich Null. Der FCSG hält sich bedeckt. Will weder zu Zinnbauer noch zur Zukunft der Grün-Weissen Stellung beziehen. Auf Anfrage sagt Mediensprecher Daniel Last: «Aktuell ist Joe Zinnbauer noch Trainer. Der Tag ist wie jeder andere auch». Ob es einen neuen Trainer geben wird, dieser Frage wird ausgewichen und auf die GV von heute Abend verwiesen (ab 19 Uhr bei uns im Liveticker).

Die FCSG-Verantwortlichen proben für die GV

Die GV sei auch der Grund, warum die hohen Tiere beim FCSG im Moment keine Stellung nehmen können: «Die sind alle sehr beschäftigt mit Proben und so weiter», erklärt Last. Eine Stellungnahme werde es geben, nur eben nicht vor der GV heute Abend.

Diese dürfte hitzig werden. Jeder Aktionär hat das Recht auf eine Wortmeldung und nach der blamablen Vorstellung gegen Luzern dürften wohl einige Giftpfeile abfeuern. In der Abstimmung von FM1Today sind 80 Prozent der User der Meinung, dass Joe Zinnbauer gehen sollte (bei knapp 1000 Teilnehmern).

Wer soll Zinnbauer ersetzen?

Auch, wenn Zinnbauer im Moment der Sündenbock ist und die heftigsten Ohrfeigen kassiert, gibt es doch einige, die ihm über die gelierte Frisur streicheln: «Gebt den Spielern eher einmal einen Tritt in den Hintern. Sie sollen endlich das befolgen, was der Trainer sagt», schreibt Facebook-Userin Regula Spöri.

Unterstützt wird sie von Andi Masinga: «Bedeutend spannender als die Frage, ob Zinnbauer weg muss, ist die Frage: Wer kann aus dieser Rumpeltruppe mehr herausholen? Vorschläge?»

Die Mittelfinger mehren sich, die Meinungen prasseln auf den Tabellenletzten nieder wie ein Hagelsturm. Noch schützt sich der FCSG mit einem grossen Schirm. Wir dürfen gespannt sein, welches Bild sich zeigt, wenn der FC St.Gallen heute Abend schutzlos im Hagel steht.

veröffentlicht: 24. Oktober 2016 16:25
aktualisiert: 24. Oktober 2016 18:19

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