«Die Stadt schläft»
Am Donnerstag die «Villa Wahnsinn», letzten Mai das «Backstage», im 2015 das «Cave» und das «Casablanca» - das die traurige Bilanz der Schliessungen in der Clubszene St.Gallens der jüngsten Zeit.
«Villa Wahnsinn»: Zu sehr ab vom Schuss
Andreas Messmer ist seit über 20 Jahren in der St.Galler Clubszene tätig. Letzten November hat er das «Alpenchique» gegründet, zuvor war er 13 Jahre im «Elephant». Dass die «Villa Wahnsinn» schliesst, überrascht ihn, wobei er differenziert: «Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es nicht so schlecht läuft in der Arena. Aber ich denke, der Standort ist schon nicht optimal», sagt er. Der Weg sei einfach zu weit, zumal die Gäste wegen den strengeren Alkoholgesetzen vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel benützten.
Kein Clubsterben, sondern ein Generationenwechsel
Auch wenn einige Clubs in der letzten Zeit geschlossen haben: Von einem Clubsterben könne keine Rede sein. «Es ist ein Generationenwechsel. Nach 20 Jahren hat man vielleicht einfach mal genug davon», sagt Messmer. Das bedeute aber nicht, dass das Partyleben aussterbe. «Ausgang, Club und Disco wird die Menschen auch in zwanzig Jahren interessieren», ist Messmer überzeugt.
Kritik an die Stadt St.Gallen
Ein grosses Problem birgt für Messmer die Arbeit der Stadt. «Immer mehr Bars erhalten eine Verlängerung und wollen Richtung Club gehen mit Lichtshows und DJs», sagt Messmer. Das sei natürlich für die Clubs problematisch. «Bars müssten um eins oder halb zwei in der Nacht dichtmachen, damit man auch die Clubs wieder stärken kann», findet Messmer.
Attraktive Angebote schaffen
Da müsse die Stadt richtig durchgreifen. «Clubs und Discos sind sehr wichtig für das Nachtleben einer Stadt. Gibt es ein richtig gutes Angebot, nimmt man von überall die Reise in die Ostschweiz in Kauf», meint Messmer. Man vergnüge sich vielleicht vorher noch ein bisschen in der Stadt und bleibe eventuell über Nacht. «Wir hatten im Elephant früher Gäste, die extra aus Genf oder Lausanne anreisten», erzählt er.
Stadt übernimmt zu wenig Verantwortung
Schaue man ins Ausland, wie beispielsweise Ibiza, habe jede Bar zum Beispiel Zucker mit dem Namen eines Clubs im Angebot. Auch in St.Gallen müsse man mehr Kooperationen eingehen. «In den letzten Jahren wurde zu viel gegeneinander gearbeitet. Es braucht die Stadt, die von oben herunter das Nachtleben etwas managt». Er finde es schlecht, dass niemand in der Stadt verantwortlich sei für das Nachtleben. «Der Stadt ist es egal. Sie schläft einfach.»
(lak)