«Die Strasse zu überqueren, ist für Blinde ein Risiko»
«Sieben von zehn Autofahrern halten nicht an, um einen Blinden über die Strasse zu lassen», so der Geschäftsführer des Schweizerischen Blindenbundes, Jvano Del Degan. Steht ein Blinder an der Strasse, egal wo, müssten Autofahrer sie über die Strasse lassen. Dass dem nicht so ist, oder nur in den seltensten Fällen, haben auch die vier Berufsmaturanden, Carina Schwizer, Simona Barben, Josephine Assayech und Roman Hungerbühler erkannt. Sie haben für ihre Abschlussarbeit der gewerblichen Berufsmittelschule eine Kampagne gestartet, mit der sie Blinde besser sichtbar machen wollen. «Meist herrscht Unsicherheit über das korrekte Verhalten im Verkehr», so Josephine Assayech.
Lichthupe und falsches Verhalten
Obwohl in den Verkehrsregeln klar niedergeschrieben ist, wie sich Autolenker zu verhalten hätten, sieht es in der Realität ganz anders aus. So würden einige Autofahrer hupen, aus dem Auto rufen oder gar mit der Lichthupe ein Zeichen setzen. «Das ist völlig falsch», sagt Virgil Desax, der seit sechs Jahren blind ist. Für ihn sei es jedesmal ein Risiko, die Strasse zu überqueren: «Man weiss nie, ob die Leute wirklich anhalten oder nicht, es ist ein Scheissgefühl.» Wenn ein Autofahrer hupt, sei es fast schlimmer als sonst, dann erschrecke er jeweils und sei verunsichert, so Desax.
«Anhalten allein reicht schon»
«Unbegleiteten Blinden ist der Vortritt stets zu gewähren, wenn sie durch Hochhalten des weissen Stockes anzeigen, dass sie die Fahrbahn überqueren wollen», steht in der Verkehrsverordnung der Schweiz. Virgil Desax rät Autofahrern, die einem Blinden im Verkehr begegnen, schlicht anzuhalten: «Man muss keine besonderen Signale geben, da wir hören, ob das Auto still steht.»
(rar)