Die Turmkugel und ihre Geheimnisse

28.06.2016, 20:55 Uhr
· Online seit 28.06.2016, 18:10 Uhr
Das 150 Jahre alte Kupferdach des Kirchturms St.Laurenzen in St.Gallen wird saniert. Am Dienstag wurde die Messingkugel vom Turmspitz geborgen und geöffnet.
Angela Mueller
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«Ich hoffe schon, dass sich in der Turmkugel auch tatsächlich etwas befindet», sagt Christian Kind, Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde St.Gallen, bevor er in den Gerüstlift steigt. Er begleitet die Handwerker, die die Turmkugel vom Spitz bergen.

Die Schrauben stehen unter Denkmalschutz

Auf dem 72 Meter hohen Kirchturm angekommen ist der Ausblick auf die Stadt beeindruckend. Vorsichtig demontieren die Handwerker die Kugel. Unten warten rund 40 Schaulustige auf die Ankunft. Alle sind gespannt, was für Gegenstände aus dem Ende des 19. Jahrhunderts darin eingelagert wurden, um von der Nachwelt gefunden zu werden.

Den Mitgliedern der St.Galler Kirchgemeinde gebührt die Ehre, die Kugel aufzuschrauben. Dabei achten sie darauf, dass keine der Schrauben verloren geht. «Das Turmdach aus Kupferschindeln und die Kugel stehen unter Denkmalschutz», sagt Christian Kind.

Erinnerungen an die alten Kirchenglocken

Endlich kommt der grosse Augenblick: Zwei verlötete Metallrohre liegen im verstaubten Innern der Kugel. Darin befinden sich verschiedenste Kirchenpapiere: zum Beispiel aus dem Jahr 1892, «ein Erinnerungsblatt der Kirchenglocken», die damals ersetzt wurden. Die Dokumente sind in der alten Frakturschrift geschrieben und stammen mehrheitlich aus dem Jahr 1879. Darunter befindet sich auch die Jahresrechnung der Kirchgemeinde St.Gallen.

«Für uns sind diese Dokumente von grosser Bedeutung. Wir werden sie jetzt scannen und genau studieren», sagt Kind. Die Papiere werden in einigen Wochen wieder in die restaurierte Kugel gelegt, zusammen mit kirchlichen Schriftstücken aus unserer Zeit.

Das 360-Grad-Video:

So berichtete TVO über die geheimnisvolle Turmkugel:
veröffentlicht: 28. Juni 2016 18:10
aktualisiert: 28. Juni 2016 20:55

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