«Die Uni Konstanz hat uns ausgelacht!»

12.09.2016, 19:09 Uhr
· Online seit 12.09.2016, 14:41 Uhr
Seilziehen um eine Taube im Thurgau. Tierschützer finden eine Forschungstaube der Universität Konstanz und wollen sie nun nicht mehr zurückgeben. Die Uni quälte das Tier, findet der Schweizer Tierschutz STS. Die Uni pocht: «Die Taube gehört uns.»
Sandro Zulian
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Vor knapp zwei Wochen machen Tierschützer im Thurgau eine besorgniserregende Entdeckung. Eine Taube, erschöpft und orientierungslos, mit einem Helm versehen und örtlich betäubt, landet in Mammern und muss gepflegt werden. Es stellte sich heraus: Die Taube wurde von der Universität Konstanz losgeschickt, um die «Visualisierung der Antwort des Gehirns auf Magnetrezeption» zu ergründen. Dabei wird untersucht, wie Lebewesen dazu in der Lage sind, sich nur mittels des Erdmagnetfeldes zu orientieren.

Pro und Kontra

«So ein Experiment hätte in der Schweiz nicht durchgeführt werden dürfen», sagt Marion Gessner vom Tierschutzverein Kreuzlingen und Umgebung. Die Tierschützer verfassten eine ganze Liste von Sachen, die dem Tier nicht hätten aufgebürdet werden dürfen. Die Uni wehrte sich und stellte klar, dass bei der Forschung alles seine ethische und tierfreundliche Richtigkeit habe.

Tierschützer wollen Taube behalten

«Die Taube bleibt bei uns», sagt jetzt Helen Sandmeier vom Schweizer Tierschutz STS. Niemand könne den Tierschützern vorschreiben, was sie mit der Taube zu tun hätten. «Schliesslich landete sie in der Schweiz.» Die Universität Konstanz weiss derweil noch nichts von diesem Vorhaben: «Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Taube zurückgegeben wird. Es ist unsere Taube. Wir werden auch darauf drängen, dass das Tier zu uns zurückkehrt», so Julia Wandt von der Universität Konstanz. «Bei uns werden alle geltenden Regeln für Tierversuche eingehalten, die Tauben haben es bei uns gut.» Wer das nicht glaube, dürfe gerne vorbeikommen und sich selbst davon überzeugen.

«Die Frau hat nur gelacht»

Es seien Bemühungen unternommen worden, mit der Universität in Kontakt zu treten, sagt Marion Gessner vom Tierschutzverein Kreuzlingen und Umgebung: «Als wir die Taube gefunden haben, informierten wir sofort die zuständige Doktorandin der Universität.» Deren erste Frage war laut Gessner: «Lebt die Taube noch?» «Das hat mich stutzig gemacht», so Gessner. «Ich habe der Frau angeboten, die Taube abzukaufen. Doch sie hat nur gelacht.» Das Gespräch sei nicht sehr produktiv gewesen, da zwei gänzlich gegensätzliche Anschauungen aufeinander trafen, vermutet Gessner. Julia Wandt von der Universität Konstanz hat keine Kenntnis eines derartigen Anrufs. «Wir wären froh, wenn sich die Schweizer Tierschützer mit uns in Verbindung setzen würden.»

Zum TVO-Beitrag:

veröffentlicht: 12. September 2016 14:41
aktualisiert: 12. September 2016 19:09

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