Die Welt mit fairer Mode besser machen

22.10.2017, 09:12 Uhr
· Online seit 22.10.2017, 09:05 Uhr
Nachhaltigkeit und Fairness im Konsum werden immer wichtiger. Die Menschen achten nicht nur bei den Lebensmitteln auf die Herkunft, sondern auch bei den Kleidern. Simon Georg aus Thun produziert mit seiner Marke «Blessed» faire Mode mit einem christlichen Hintergedanken.
Stefanie Rohner
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Wer nun gefilzte Pantoffeln und Kleider erwartet, die wie Jutensäcke aussehen, hat weit gefehlt. Von Snowboardbindungen über Rucksäcke, Mützen bis hin zu T-Shirts, Hemden und Pullover gibt es bei «Blessed» alles, was das Modeherz begehrt.

Die erste Kollektion im Jahr 2006

2006 erschien die erste Kollektion, im Jahr 2008 hat er sich entschieden, seine Freizeit voll und ganz in «Blessed» zu investieren. Er beendete seine Beachvolleyballkarriere, obwohl er auch dort gute Zukunftsaussichten gehabt hätte. «Ich musste entscheiden: Profikarriere oder Selbstständigkeit», sagt Georg.

Die Leidenschaft für Mode gewann. Bereits in der Schulzeit hat für Georg alles angefangen. «Ich hatte damals zu wenig Geld für Markenklamotten und habe mir meine T-Shirts selber bedruckt. Das hat sich immer weiterentwickelt», sagt Georg. So hat er auch begonnen, T-Shirts für seine Freunde zu bedrucken.

Begonnen mit einer Siebdruckmaschine, wollte er die Kleidermarke relativ bald rentabler machen. «Deshalb habe ich begonnen, die Kleidung in Asien unter eigenem Label produzieren zu lassen. So wurde aus dem Hobby mein Beruf», sagt Georg. Seit zehn Jahren gibt es das Label bereits.

Der Blick hinter die Kulissen

Auch wenn seine Mode im Ausland produziert wird, ist es für Simon Georg das Wichtigste, dass alles fair produziert wird - auch wenn das für ihn bedeutet, dass die Produktion dadurch teurer ist. «Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort müssen stimmen, die Mitarbeiter müssen Zugang zu Trinkwasser haben und ausserdem muss es genügend Pausen geben. Die medizinische Versorgung muss es ebenso geben», sagt Georg.

Doch kann er das alles auch kontrollieren und sicherstellen? Er sagt ja. Er verbindet seine Ferien mit dem Besuch in den Produktionsstätten. «Bin ich beispielsweise in Bangladesch, möchte ich den Ort sehen, wo meine Mode produziert wird und einen Blick hinter die Kulissen des textilen Handels werfen», sagt er.

Genau dort hat er auch schon schlimme Arbeitsstätten gesehen. «Ich sah, wie die Menschen in extremer Hitze und bei schlechter Durchlüftung schuften, sagt Georg. Abends hat er das Gespräch mit den Arbeiterinnen und Arbeitern gesucht. Wir wollten wissen, wie es ihnen ergeht in der Fabrik. Bis spät in die Nacht haben wir in den Slums auf die Leute gewartet, um mit ihnen zu reden», sagt Georg.

60 Franken für die ganze Familie

Die Arbeiter haben Simon Georg gezeigt, unter welch einfachen Umständen, sich ihr Alltag abspielt. «Das eindrücklichste Erlebnis war, als ich zwei junge Mädchen kennengelernt habe. Sie haben mir erzählt, dass sie pro Monat 30 Franken verdienen. Beide haben mit ihrer Mutter und noch einem Kind in einer vier mal vier Meter grossen Wellblechhütte gewohnt. Es gab ein Bett», erzählt Georg. Das Mami der beiden Mädchen konnte nicht mehr arbeiten. Mit je 30 Franken im Monat müssen die Mädchen für ihre Familie sorgen, sagt Georg.

Damit es den Arbeitskräften von morgen nicht auch so geht, hat Georg in Bangladesch eine Schule gegründet. Seine Überzeugung: Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Und wer arbeitet, soll einen fairen Lohn erhalten, um seine Familie ernähren zu können. Dafür steht Simon Georg mit seiner fairen Mode von «Blessed».

Fair ist gefragt

Damit trifft er einen Nerv. Gerade in den vergangenen Jahren hat die Nachfrage nach fair produzierten Produkten zugenommen. Für Georg ist das nur ein Grund mehr, für seine Firma grosse Träume für die Zukunft zu haben. «Mein Traum ist natürlich, das ‹Blessed› auf der ganzen Welt ein Begriff ist. Einerseits ein Begriff als Marke, aber auch als Hilfswerk. Es ist mehr als nur ein Label. Ich wünsche mir, dass Menschen durch meine Modemarke aus der Armut kommen», sagt Georg.

Mit diesem Ziel vor Augen und dem, was er mit «Blessed» bereits erreicht hat, kann Georg es schaffen, die Welt für ein paar Menschen zu einem besseren Ort zu machen. So setzt er den christlichen Grundgedanken der Marke in die Tat um.

(red)

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veröffentlicht: 22. Oktober 2017 09:05
aktualisiert: 22. Oktober 2017 09:12

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