Die wichtigsten Fragen zur Cassis-Wahl

20.09.2017, 15:24 Uhr
· Online seit 20.09.2017, 14:56 Uhr
Was bedeutet die Wahl Ignazio Cassis' für die Schweiz und speziell für die Ostschweiz? Der Chefredaktor des «St.Galler Tagblatt», Stefan Schmid, beantwortet die wichtigsten Fragen.
René Rödiger
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Ist die Wahl von Ignazio Cassis eine gute Nachricht für die Schweiz?

Das ist eine gute Nachricht. Unser Land ist aus verschiedenen Sprachgruppen, Mentalitäten und Kulturen zusammengesetzt. Wichtig ist, dass dies auch in der Regierung abgebildet ist. Jetzt ist nach 18 Jahren auch die italienische Schweiz wieder vertreten. Auch wenn Pierre Maudet vom Charakter her sicher die spannendere, originellere und möglicherweise auch die stärkere Figur gewesen wäre als Ignazio Cassis.

Rückt der Bundesrat jetzt nach rechts?

Davon ist auszugehen. Wir hatten bisher eher eine Mitte-Links-Regierung, weil Didier Burkhalter und Doris Leuthard doch ab und zu mit den Sozialdemokraten auf einer Linie waren, dann gab es eine Vier-zu-Drei-Mehrheit. Ignazio Cassis hat während seiner Kampagne viel Energie aufgewendet, auf der rechten Seite zu punkten. Zum Beispiel in der Diskussion um seinen italienischen Pass, den er abgegeben hat. Sehr zur Freude der SVP, die ihm viele Stimmen gegeben hat. So ist er vielleicht dieser Seite auch noch etwas schuldig und die Mehrheit im Bundesrat wird dadurch tendenziell eher nach Rechts rücken.

Ist bei der nächsten Vakanz im Bundesrat nun die Ostschweiz am Zug?

Ja. Es gibt zwei grosse Regionen der Schweiz, die momentan nicht in der Regierung vertreten sind. Das sind die Zentralschweiz und die Ostschweiz. Für unseren Landesteil ist jetzt ganz wichtig, dass wir über die Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten. Das sollte man jetzt schon aufgleisen, damit man dann am Tag X auch wirklich bereit ist.

Welche Personen aus unserer Region sind denn bundesratstauglich?

Diese Frage ist direkt damit verbunden, wer denn überhaupt zurücktritt. Möglicherweise Doris Leuthard, dann hätten wir eine CVP-Vakanz. Dort sehe ich zum Beispiel den St.Galler Regierungsrat Benedikt Würth auf dem Ticket. Wenn Johann-Schneider Ammann vorher oder gleichzeitig zurücktreten würde, dann würde sich der Fokus natürlich sofort auf die St.Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter verschieben. Sie wird immer wieder genannt. Sie hat grosse Chancen. Mit Ignazio Cassis wurde ein Mann und Tessiner gewählt, jetzt sind die Ostschweizer und die Frauen dran.

Das Videointerview ist von Michel Canonica, Benjamin Manser und Janique Weder für Tagblatt.ch

veröffentlicht: 20. September 2017 14:56
aktualisiert: 20. September 2017 15:24

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