Dieser Whatsapp-Kettenbrief ist Blödsinn

· Online seit 21.10.2017, 14:53 Uhr
Ein Kettenbrief, der im Moment über Whatsapp verbreitet wird, gibt Tipps, wie man sich bei einem Herzinfarkt Zeit verschaffen kann, um Hilfe zu holen. Die Tipps haben aber absolut nichts mit einem Herzinfarkt zu tun, sagt ein St.Galler Kardiologe.
Lara Abderhalden
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«Wie kann ich einen Herzanfall bei alleiniger Überlebenschance überleben?», wird im «Kettenbrief» gefragt, der zurzeit auf Whatsapp die Runde macht. Weiter wird ausgeführt, dass viele Menschen zwar wissen wie man eine Herzmassage macht, niemand aber wisse wie man reagieren soll, wenn man selbst einen Herzinfarkt erleidet.

Leben retten durch Husten

«Da viele Menschen alleine sind, wenn sie [...] einen Herzinfarkt erleiden, hat die Person, deren Herz unzulänglich schlägt und die sich ohnmächtig fühlt, nur etwa zehn Sekunden, bevor sie das Bewusstsein verliert», heisst es. In genau dieser Zeit habe man die Möglichkeit einen Herzanfall hinauszuzögern indem man hustet. «Vor jedem Husten sollte ein tiefer Atemzug genommen werden und der Husten muss tief und verlänger sein.»

Dieses Husten würde den Sauerstoff in die Lunge holen und wieder Blut in den Kreislauf drücken. Ausserdem könne man so womöglich noch ins Krankenhaus gelangen. «Erzählen Sie es so vielen Leuten wie möglich. Es könnte ihr Leben retten», heisst es am Schluss.

«Husten nützt nichts»

Alles Blödsinn, bestätigt Dr. Hans Rickli, Chefarzt für Kardiologie am Kantonsspital in St.Gallen. «Die Reaktion, die propagiert wird, also dass man husten soll, ist eine Reaktion, die man machen kann, wenn der Blutdruck zusammen mit dem Puls sinkt. Das ist aber bei einem Herzinfarkt nicht das Problem.»

Bei einem Herzinfarkt gibt es eine schnelle Herzrhythmusstörung, ein sogenanntes Kammerflimmern, welches dazu führt, dass man innerhalb weniger Sekunden das Bewusstsein verliert. «Da nützt ein bisschen Husten gar nichts mehr.»

Sofort Hilfe holen

Schädlich ist das Husten aber nicht und es gibt gar vereinzelt Fälle in denen es allenfalls helfen kann: «Allerdings sprechen wir hier von sehr wenigen Arten von Herzinfarkten. Bei denen können Schwitzen und ein Unwohlsein im Bauch Vorzeichen sein, dass der Kreislauf zusammen fällt und in seltenen Fällen kann es zu einem Herzinfarkt kommt. Dann kann das Husten eine Gegenreaktion sein, die hilft, dass der Blutdruck nicht so tief ist und das Nervensystem aktiviert wird.»

Grundsätzlich stellt sich Hans Rickli aber deutlich gegen die Anweisungen im Kettenbrief: «Ich empfehle, die Nachricht nicht weiterzuleiten.» So lange man ansprechbar ist, soll man Hilfe holen oder die Nummer 144 wählen. «Das ist alles, was man machen kann.»

veröffentlicht: 21. Oktober 2017 14:53
aktualisiert: 21. Oktober 2017 14:53
Quelle: abl

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