Echo auf Notruf, der ins Leere ging

28.10.2016, 08:57 Uhr
· Online seit 28.10.2016, 07:18 Uhr
Der St.Galler Eric-Oliver Mächler hat wegen eines Streits in der Nachbarschaft die Notruf-Nummer gewählt und beim ersten Versuch niemanden erreicht. In seinem Blog machte er seinem Ärger Luft. Die Stadtpolizei reagiert auf den Vorwurf.
Claudia Amann
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Ein aufgebrachter Bürger hat sich am Mittwoch über die Polizei entsetzt. Durch einen lautstarken Streit im Nachbarhaus habe er die Notrufnummer 117 gewählt. Drei bis vier Minuten hätte er das Telefon klingeln lassen müssen, notiert Eric-Oliver Mächler in seinem Blog, aber niemand habe abgenommen. Schliesslich habe er es auf der 144 versucht und sich dann «einen Rüffel anhören müssen», weil er eben diese Nummer und nicht die 117 gewählt habe. Nachdem er die Polizei dann erreicht hätte, habe er 20 Minuten lang auf das Eintreffen der Polizisten warten müssen. Dafür seien gleich zwei Autos und vier Polizeibeamte gekommen.

Nachdem Eric-Oliver Mächler den Eintrag in seinem Blog gegeben hatte, antwortete die Stadtpolizei rasch über Twitter und versprach, der Sache nachzugehen und die Hintergründe abzuklären. «Diese Nummer muss immer erreichbar sein. Wir nehmen den Fall sehr ernst», vermerkte Sprecher Dionys Widmer. Auf St.Galler Stadtgebiet werden alle Notrufe auf die Nummer 117 zur Stadtpolizei St.Gallen umgeleitet.

Eine Runde weiter gedreht

Herrn Mächler reichte die Antwort auf seinen Notruf und das Erscheinen der Polizei offenbar nicht aus. Auf seinem Blog zog er am Donnerstagmittag weiter: «Heute Morgen hatte ich noch ein nettes Tel mit der Stadtpolizei – und ja sie haben abgenommen. Sie gehen der Sache jetzt nach und ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht.»

Zum Abend gab es schliesslich noch ein Update: «Während ich bei einem Kunde war, (Wo es um Social Media und die Medien ging) hat man mich zwei Mal telefonisch zu erreichen versucht – aber ich habe natürlich nicht abgenommen.» Die Polizei wollte Hernn Mächler lediglich telefonisch darum bitten, ihren Kommentar, den sie auf Herrn Mächlers Blog abgegeben hatte, freizuschalten, sagt Dionys Widmer. «Es hatten schliesslich noch mehr Leute Interesse daran, unsere Antwort zu sehen.» Kurz vor 17 Uhr wurde die elektronische Antwort der Kommunikationsabteilung der Stadtpolizei St.Gallen dann frei geschalten.

Polizei nimmt Stellung

Die Stadtpolizei St.Gallen hat sodann eine ausführliche Erörterung auf dem Blog Mächlers geteilt:

Nicht jeder Notruf ist ein Notfall

Im Gespräch mit der Stadtpolizei St.Gallen betont Sprecher Dionys Widmer, dass ihnen bis dato keine weiteren Reklamationen bekannt seien. «Bei uns wird alles schwarz auf weiss aufgezeichnet; auf die Sekunde genau kann Einsicht genommen werden.» Als beispielsweise der überraschende Überschallknall über weite Teile St.Gallens zu hören gewesen sei (FM1Today berichtete), hätten sich viele besorgte Bürger bei der Stadtpolizei gemeldet.

Oftmals würden die Leute auch wegen alltäglichen Sorgen bei der Polizei anrufen - und dabei nicht selten die Notrufnummer wählen. Die Polizei, die vorab nicht weiss, um welche Inhalte es bei eingehenden Telefonaten geht, müsse sich jedem einzelnen Anruf annehmen. So gäbe es unter der Notrufnummer auch Anfragen zum Parkieren oder Ähnlichem. «Wir möchten deshalb alle Bürger bitten, die herkömmliche Nummer zu wählen, wenn es sich nicht um einen Notfall handelt», sagt Widmer. Sonst könnte ein solcher nämlich einen wirklichen Notruf behindern.

Neue App kann zusätzlich helfen

Die diese Woche vorgestellte App RetteMi.ch kann ebenfalls dabei helfen, echte Notrufe schnell zu evaluieren. Auf der App kann man einen Notruf abgeben, dabei direkt seinen genauen Standort mitteilen und genauere Angaben zur Art des Notrufs machen. So sieht die Polizei schnell, ob der Notruf für sie von grosser Relevanz ist oder nur sekundär.

Die App kann hier geladen werden.

veröffentlicht: 28. Oktober 2016 07:18
aktualisiert: 28. Oktober 2016 08:57
Quelle: cla

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