Eine Box für die eigene Zeit

25.10.2016, 08:33 Uhr
· Online seit 24.10.2016, 20:23 Uhr
Mit der sogenannten «The offline box» gehen die beiden Thurgauer Reto Zingg und Simon Scherrer neue Wege im Zeitalter des allgegenwärtigen Wlans. Statt eine modische App zu entwickeln, setzen sie ein Zeichen für die digitale Pause.
Claudia Amann
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Wenn das echte Leben gelebt und wenig Zeit im Internet verbracht wird, dann mutet das heutzutage fast schon altmodisch an. Tatsache ist: Viele Menschen rund um den Globus können ihre Smartphones nur mehr schwer weglegen. Sofern sie nicht ohnehin schon den halben Tag berufsbedingt vor einem Computer verbringen. Die digitale Welle überschlägt sich förmlich. Der neue Luxus besteht darin, nicht oder nur schwer erreichbar zu sein.

Die beiden Thurgauer Reto Zingg und Simon Scherrer haben nun eine einfache Möglichkeit entwickelt, durch welche das Smartphone gewissermassen vor einem selbst versteckt werden kann. Es handelt sich dabei um ein kleines Kästchen, welches «The offline box» genannt wird. Jedes am Markt erhältliche Handy sollte darin Platz haben. Eine Seitenwand der Box hat ein Loch, um das Ladekabel durchführen zu können. In verschiedenen Varianten ist das Kästchen ab 40 Franken zu erwerben.

Die Idee zu ihrem Projekt sei ganz spontan aus einem Gespräch heraus entstanden, erzählen die beiden. Und das Resultat sei so einfach und schlicht wie es nur gehe. Das Projekt «The offline box» lebe von der Idee, dem vielleicht idealistischen Touch an der Geschichte.

Für alle wertvoll

Die beiden 24-Jährigen widmen sich ihrem Projekt «The offline box» nur in der Freizeit. Ihren Slogan «Think outside the box - Live outside the box» wollen sie allerdings durchgehend umsetzen. «Es ist ein Projekt, welches uns viel Freude bereitet und immer wieder für interessante Diskussionen sorgt», sagt Reto Zingg. «Faszinierend an unserem Projekt ist, dass alle irgendwo mitsprechen können und ihr eigenes Verhalten kurz reflektieren. Wir sehen uns auch nicht als Startup oder Jungunternehmer sondern als Projektinitiatoren.»

«The offline box» soll laut ihren Erfindern «das ganz persönliche Symbol für einen gemässigten Handykonsum und der Platz für ein Handy werden». Grundsätzlich könnte jeder Smartphonebesitzer ein Möbelstück für sein Handy bauen, sagen die beiden Thurgauer. Nur würde man das eben nicht machen. Für viele Aktionen brauche es deutliche Symbole. «Wenn eine Ampel rot wird, hält man an und bei grün geht man weiter. Bei welchem Symbol legt man das Handy zur Seite?»

Dosis macht Gift

Für einen Partner, der seine Zeit lieber in sein Smartphone als in seine Beziehung investiert, kann die «offline box» jedenfalls durchaus als Denkanstoss dienen. Nicht selten entstehen durch den regen Zeitvertreib mit elektronischen Medien nämlich auch Probleme in der Partnerschaft.

Wird ein Handy allerdings nur als Nebenutensil genutzt, sollte es niemanden stören. «Nicht das Smartphone ist das Problem, sondern dessen Anwendung. Eine zu intensive Nutzung kann zu einem problematischen Verhalten führen», betont Jürg Niggli von der Stiftung Suchthilfe in St.Gallen und unterstreicht damit die Haltung der beiden «offline box»-Gründer.

«Sich ganz dem Zeitgeist zu entziehen, könnte schwierig werden», meint Reto Zingg. «Es fragt sich auch, ob dies überhaupt nötig ist. Schon vor hundert Jahren sagte man sehr treffend: Die Dosis macht das Gift.»

«The offline box» auf Facebook

veröffentlicht: 24. Oktober 2016 20:23
aktualisiert: 25. Oktober 2016 08:33
Quelle: cla

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