Eltern kritisieren Schulbehörde und kandidieren selbst

· Online seit 06.12.2016, 07:08 Uhr
Die Schulgemeinde Wigoltingen ist in Aufregung. Die langjährige Präsidentin der Schulbehörde muss dieses Jahr um ihre Wiederwahl kämpfen. Kritiker aus den Reihen der Eltern halten die Schulbehörde für unfähig und stellen sich deshalb gleich selbst zur Wahl. Die Präsidentin sieht der Konkurrenz gelassen entgegen.
Fabienne Engbers
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Ein neuer Kindergarten wurde von der Bevölkerung abgelehnt, nun spielen die Kinder teilweise in einem Einfamilienhaus, teilweise in einem Werkraum. Die Präsidentin der Schulbehörde, Rita Reutimann, steht unter anderem deshalb in der Kritik. Fünf Elternteile kandidieren neu für die Schulbehörde und könnten die bestehende Behörde komplett ersetzen.

Es ist Zeit für einen Wechsel

Eine davon ist Nathalie Wasserfallen. Für sie ist es an der Zeit für einen Wechsel: «Als die Schulen in Wigoltingen zu einer Volksschulgemeinde wurden, hat Frau Reutimann sicherlich gute Arbeit in der Zusammenführung geleistet. Ich und auch andere Eltern haben jetzt aber gemerkt, dass es Zeit ist für frischen Wind», sagt sie. Das Elternkomitee in Wigoltingen steht hinter einer neuen Behörde. «Es wird Zeit, dass das Schiff mit neuem Wind in den Segeln in eine andere Richtung fährt», sagt Karin Egli vom Elternkomitee.

«Der Job macht mir Spass»

Anders sieht dies die Präsidentin Rita Reutimann. «Der Job macht mir Spass und ich habe ein gutes Team hinter mir», sagt sie. Daher will sie eine weitere Amtsperiode bestreiten. Auch die restliche Behörde will zur Wiederwahl antreten. «Gerade in den nächsten Jahren stehen mit dem Lehrplan 21 und einer geänderten Postauto-Linie, die allenfalls den Aufbau eines Mittagstisches braucht, wichtige Veränderungen an. Da braucht es erfahrene Leute wie mich», meint Rita Reutimann.

Kindergarten ist das grösste Problem

Die Wigoltinger haben im letzten Jahr über einen neuen Kindergarten für 4,2 Millionen Franken abgestimmt. Obwohl laut Wasserfallen viele Eltern für einen neuen Kindergarten gewesen wären, wurde das Projekt an der Versammlung der Schulgemeinde abgelehnt. «Jetzt geht es nicht mehr richtig weiter. An der letzten Versammlung hiess es, es gebe neue Projekte, davon hat man bis jetzt aber noch nichts Weiteres erfahren», sagt Nathalie Wasserfallen. Dagegen argumentiert Rita Reutimann, es dauere alles ein bisschen länger, die Abstimmung war 2015 und jetzt müsse man sich erst einmal neu orientieren.

Alles hinter verschlossener Tür beraten

Nathalie Wasserfallen wünscht sich eine offenere Kommunikation und mehr Informationen durch die Behörde. Die aktuelle Schulbehörde informiere allgemein nur spärlich und oft erst, wenn etwas bereits beschlossen wurde. Das würde Wasserfallen gerne ändern. «Wir sind eine ganze Gruppe von Kandidaten und wir haben uns alle eine offenere Kommunikation als Ziel gesetzt.»

Reutimann hat bereits viel Erfahrung

Rita Reutimann ist seit fast zwölf Jahren, seit der Gründung der Volksschulgemeinde, Präsidentin der Schulbehörde. Ihre Befürworter finden, ihre Erfahrung sei wichtig für diesen Job. Würde sie abgewählt, nähmen unerfahrene Laien das Zepter in die Hand. «Hinter dem Job als Präsidentin der Schulbehörde steckt viel mehr als man von aussen annimmt», sagt Rita Reutimann. Gegner finden jedoch genau ihre Erfahrung schädlich und hoffen auf einen Wechsel in der Führung der Volksschulgemeinde.

«Putschversuch» an der Versammlung

An der Versammlung der Volksschulgemeinde Ende November nahmen 130 Stimmbürger teil, so viele wie schon lange nicht mehr, schreibt die Thurgauer Zeitung. Nach der Behandlung der regulären Traktanden meldeten sich einige Bürgerinnen zu Wort, die für die Wahl in die neue Behörde kandidieren. «Wir dachten, das sei ein guter Anlass, um uns vorzustellen», sagt Nathalie Wasserfallen. Rita Reutimann sagt, die Kandidaten hätten sich am Vorabend gemeldet und ein Podium verlangt. «Da die Frist für Kandidaturen aber erst Mitte Dezember abläuft, hätte ich das unfair und verfrüht gefunden», sagt sie. Daher habe sie die Diskussion abgeklemmt. Nach dem offiziellen Ende kamen die neuen Kandidaten doch noch zu Wort. «Es sind alle sitzen geblieben und haben uns angehört, auch die aktuelle Behörde», sagt Nathalie Wasserfallen.

Die Frist für Kandidaturen in der Schulbehörde läuft am 19.Dezember 2016 ab. Abgestimmt über eine neue Behörde wird am 12. Februar 2017.
veröffentlicht: 6. Dezember 2016 07:08
aktualisiert: 6. Dezember 2016 07:08
Quelle: red

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