«Er war ein Einzelgänger»

15.08.2016, 20:54 Uhr
· Online seit 15.08.2016, 16:44 Uhr
Nach der Zugattacke in Salez werden immer mehr Details zum mutmasslichen Täter bekannt. Er lebte sehr zurückgezogen, zeigt eine Nachfrage an seinem Zweitwohnsitz im liechtensteinischen Eschen. Ausserdem soll er ein Studium abgeschlossen haben.
Lara Abderhalden
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«Wir kannten ihn nur vom Vorbeilaufen», sagt Monica Dähler, eine Nachbarin. Sie steht vor dem Haus in dem der mutmasslichen Täter der Zugattacke von Salez gewohnt hat. «Er ging hier zur Arbeit, man hat ihn ab und zu gesehen. Gegrüsst hat er aber nicht.» Er sei stets mit Kopfhörern unterwegs gewesen und habe das Gespräch gemieden, sei ein Einzelgänger gewesen. «Ich glaube er hatte ein Problem mit sich selbst.»

«Ich war schockiert als ich erfuhr, dass er hinter der Tat mit zwei Toten stecken soll.» Seit der Tat sei man in der Nachbarschaft skeptischer geworden: «Man schaut jeden genauer an, der sich irgendwie komisch verhält.» Unsicher würden sich die Anwohner trotzdem nicht fühlen. Man könne nicht jeden verdächtigen. Der offizielle Wohnort des mutmasslichen Täters war allerdings nicht in Eschen. Gemäss der Kantonspolizei war dieser «in einem Nachbarkanton des Kantons St.Gallen».

Unterdessen werden immer mehr Details zum Täter bekannt. So soll er ein Studium an der Hochschule für Technik (NTB) in Buchs abgeschlossen haben. Wie eine anonyme Quelle im Tagblatt zitiert wird, habe er in einem Grossbetrieb im Fürstentum Liechtenstein im technischen Bereich gearbeitet. Deshalb auch die Wohnung in Eschen. Das besagte Unternehmen möchte sich zurzeit noch nicht zum mutmasslichen Täter äussern, hat aber eine Stellungnahme angekündigt.

Was bisher bekannt ist

Ein 27-Jähriger begoss am Samstag gegen 14.20 Uhr kurz vor dem Bahnhof Salez-Sennwald Zugpassagiere mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündete sie an. Danach verletzte er mehrere Menschen mit einem Messer. Im Zug seien rund 50 Personen gewesen. Diese versuchten die brennenden Personen zu löschen, wegen des vielen Rauches war das aber schwierig. Eine 34-jährige Frau und der mutmassliche Täter überlebten die Tat nicht. Sie starben am Sonntag an ihren schweren Verletzungen.

Noch immer schwebt eine Person in Lebensgefahr. Dabei handelt es sich um eine 17-jährige Frau aus dem liechtensteinischen Triesenberg. Ein sechsjähriges Kind sowie eine 43-Jährige wurden schwer verletzt, sind aber ausser Lebensgefahr.

Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen Schweizer. Die Polizei hält seine Identität geheim, um die Angehörigen zu schützen. Noch immer ist unklar, weshalb der Mann die Tat beging. Es konnte noch keinen Zusammenhang zwischen den Opfern und dem Täter hergestellt werden. Erst eines der Opfer konnte von der Polizei befragt werden. Ein Video, welches der Polizei vorliegt zeige, dass der Mann ein Einzeltäter war. Anzeichen für ein terroristisches oder politisches Motiv gebe es weiterhin nicht.

SOB: «Betroffen und erschüttert»

Die Südostbahn SOB hat angekündigt, ihr Sicherheitsdispositiv zu überprüfen. Nach einer «derartigen Extremsituation» sei dies notwendig. Der Lokführer habe sich aber korrekt verhalten. Er habe geistesgegenwärtig den Zug an den Bahnhof Salez geführt, heisst es in einer Mitteilung. «Wir sprechen den Angehörigen unser tiefstes Mitgefühl aus und wünschen den Verletzten gute Genesung.» Dass die Reisenden in der S4 ein derartiges Ungemach erleben mussten, mache die SOB tief betroffen und erschüttere sie.

Verhindern lassen sich solche Taten nicht, sagt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St.Gallen. Die Polizei tue alles in ihrer Macht stehende, um Sicherheit zu garantieren, trotzdem: «Der Mensch ist zu allem fähig. Wer hätte vor Jahren gedacht, dass man mit einem Flugzeug in Hochhäuser fliegen und so viele Menschen umbringen kann? Wer hätte gedacht, dass man mit einem Lastwagen in eine Menge rasen und so viele Leben auslöschen kann? Der Schwachpunkt ist letzten Endes der einzelne Mensch und dieser ist zu allem fähig.»

Falsche Täterfotos im Umlauf

Im Moment kursieren im Internet verschiedene Fotos vom mutmasslichen Täter, die andere Personen zeigen. Ein ungarisches Onlineportal hat ein Bild eines dunkelhäutigen Mannes veröffentlicht. Bei diesem handelt es sich aber um einen Mann aus den USA, der in Haft sein soll.

 

 

Das Bild verbreitete sich schnell über die Sozialen Netzwerke. Auch ein weiteres Bild macht die Runde. Es soll den Täter mit einer Waffe zeigen. In Wahrheit zeigt das Bild aber den deutschen Rapper «Fler». Dieser hatte das Bild im Mai auf Instagram veröffentlicht.

(abl)

 

veröffentlicht: 15. August 2016 16:44
aktualisiert: 15. August 2016 20:54

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