«Er will sich an uns rächen»

27.04.2017, 13:08 Uhr
· Online seit 27.04.2017, 11:52 Uhr
Vor einer Woche äusserte der «bockige Moslem» und selbsternannte Salafist Emir Tahirovic aus St.Margrethen schwere Vorwürfe an die Adresse des Imams des bosnischen Kulturzentrums Wolfhalden/Heiden. Dieser wehrt sich nun.
Sandro Zulian
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Er ist als «bockiger Moslem» von St.Margrethen bekannt. Hauptsächlich, weil er seine Kinder aus religiösen Gründen partout weder in den gemischten Schwimmunterricht, noch ins Skilager schicken will. Emir Tahirovic sass schon im Gefängnis, weil ihm sein Glaube wichtiger ist als die Gesetze des Landes, in dem er lebt. Seine Familie lebt von der Sozialhilfe, Tahirovic findet seit Jahren keine Arbeit. Jetzt ist der 40-jährige Moslem wieder in den Schlagzeilen. Er wirft dem Imam des bosnischen Kulturzentrums Wolfhalden/Heiden, Basri Redzepi, Extremismus und Radikalisierung vor.

Happige Vorwürfe

In einem Schreiben, das dem «St.Galler Tagblatt» vorliegt, schreibt Tahirovic, dass der Imam Kinder an öffentlichen Schulen radikalisiere. Ferner distanziere sich der Iman nicht von Yusuf al-Qaradawi, der schon öfter in der Kritik gestanden ist. Der Ägypter ist islamischer Rechtsgelehrter und soll mit seinen Predigten den Islamismus und dessen Terrorbereitschaft fördern.

«Nichts als Lügen»

Basri Redzepi, in der Auffassung von Emir Tahirovic ein Radikalisierer und Islamist, dementiert sämtliche Vorwürfe. Gegenüber dem «St.Galler Tagblatt» sagt er: «Ich bin völlig überrascht von seinen gegenstandslosen Anschuldigungen, weil sie nichts als Lügen sind.» Tahirovic wisse genau, wie gross eine solche Sünde in der Religion sei und dass man sich deswegen vor dem Gesetz verantworten müsse, sagt Redzepi. Der Imam des bosnischen Kulturzentrums Wolfhalden/Heiden vermutet, dass sich Tahirovic an ihm und seiner Gemeinschaft rächen will, da diese die seine radikalen Einstellungen nicht teile. Redzepi stellt klar: «Wir müssen die Werte und das Rechtssystem dieser - unserer - Gesellschaft respektieren und wir sollten in Harmonie mit allen Bürgern dieses Landes leben.» Emir Tahirovic zerstöre das Image des Islams, der Muslime und ihrer Gemeinschaft.

Seit 15 Jahren nicht mehr in der Moschee zu Besuch

Emir Tahirovic sei vor über einem Jahrzehnt das letzte Mal bei Redzepi in der Predigt gewesen. Damals habe er ihn kennengelernt. Daraufhin habe er jahrelang nichts mehr vom renitenten Moslem aus St.Margrethen gehört. Bis dieser Brief auftauchte. Die Vorwürfe, der Ostschweizer Imam predige die Worte des ägyptischen Gelehrten Yusuf al-Qaradawi, seien ebenfalls haltlos: «Ich weiss nicht, wo er davon gehört haben will.» Redzepi könne sich nicht erinnern, wann er die Worte von al-Qaradawi zuletzt in einer Predigt erwähnt hätte. «Soviel mir bekannt ist, gilt al-Qaradawi ausserdem als gemässigter Gelehrter, der gegen Radikalismus in der Religion und Terrorismus predigt. Deswegen mögen ihn Leute nicht, die radikale Ansichten in der Religion propagieren, und attackieren ihn deshalb», ist sich Redzepi sicher.

veröffentlicht: 27. April 2017 11:52
aktualisiert: 27. April 2017 13:08
Quelle: saz

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