Erneut Getöse um St.Galler Tattoo

· Online seit 25.11.2015, 11:57 Uhr
Die Finanzkommission will gegen den Willen der Regierung für das Military Tattoo-Festival in St. Gallen 25'000 Franken aus dem Lotteriefonds sprechen. Der Anlass wurde immer wieder unterstützt. Von der letzten Ausgabe sind aber noch Rechnungen offen - unter anderem 30'000 Franken bei der Stadt St.Gallen.
René Rödiger
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In der Novembersession wird der Kantonsrat entscheiden, ob das St.Galler Tattoo-Festival 25'000 Franken aus dem Lotteriefonds erhält - obwohl das Gesuch abgelehnt worden war.

Die vorberatende Kommission will sich mit einem Antrag gegen den Willen der Regierung die Mittel als «Unterstützung während der Aufbauphase mit neuer Organisation» sprechen, wie es in der Begründung heisst.

Immer wieder Beiträge

Die Veranstaltung, die 2016 zum vierten Mal stattfinden wird, hatte allerdings immer wieder finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Kanälen erhalten - etwa aus dem Lotteriefonds oder durch die Stadt St.Gallen.

Nur bei der ersten Ausgabe des Tattoo St.Gallen war der Beitrag nicht umstritten: 2011 erhielt die im Athletikzentrum stattfindende Veranstaltung 15'000 Franken aus dem Lotteriefonds «als einmaligen Startbeitrag in Form einer Defizitgarantie».

2013 lehnte die Regierung ein nächstes Gesuch ab: Der Anlass habe ähnlich wie etwa das Honkytonk-Beizenfestival die Möglichkeit, private Sponsoren zu finden, lautete die Begründung. Auf Antrag der SVP-Fraktion setzt sich dann aber eine knappe Mehrheit des Kantonsrats mit 54 gegen 51 Stimmen durch und sprach trotzdem 25'000 Franken für das Festival.

Offene Rechnungen seit 2014

Organisator der Tattoo-Veranstaltungen war Adrian Osterwalder. Der gut vernetzte Eventmanager - seit 2014 St. Galler «Ehrenfödlebürger» - ist auch an der nächsten Ausgabe 2016 in der Olma-Halle 9.1 beteiligt. Allerdings nicht mehr zusammen mit einem Verein, sondern erstmals mit den Olma-Messen, die als Co-Veranstalter auftreten.

Der Wechsel hat mit dem Tattoo-Festival 2014 zu tun, für das beim Kanton kein Beitragsgesuch gestellt worden war. Rund 2000 Tickets wurden zu wenig verkauft. Daraus habe ein Verlust in der Grössenordnung von 150'000 Franken resultiert, bestätigte Adrian Osterwalder gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Der organisierende Verein sei inzwischen aufgelöst worden. «Somit können diese offenen Positionen aus rechtlicher Sicht nicht mehr eingefordert werden», erklärte Osterwalder. Jedoch stehe er dazu, dass er mit einem allfälligen privaten Gewinnanteil aus dem Tattoo 2016 beginnen werde, «offene Rechnungen zurückzuzahlen».

Schulden bei der Stadt St.Gallen

Schulden gibt es beispielsweise bei der Stadt St.Gallen. Der aufgelöste Verein Tattoo habe bei der Stadt und den Stadtwerken noch offene Rechnungen im Wert von 30'000 Franken, gibt Isabel Schorer, Leiterin Standortförderung, Auskunft. Diese würden gemäss einer Rückzahlungsvereinbarung durch Adrian Osterwalder beglichen.

Das Tattoo 2016 werde von der Stadt St.Gallen nicht mit finanziellen Mitteln oder Sachleistungen unterstützt, stellt sie fest. Allerdings könne das Festival verfügbare Werbeplattformen nutzen. Die Details dazu würden aktuell ausgearbeitet.

Vorverkauf startet

Das war bei den früheren Ausgaben noch anders: 2012, 2013, 2014 habe die Stadt die Veranstaltung «im Sinne eines Anschubs» unterstützt, bestätigt Schorer. Bei jeder Durchführung seien Leistungen von rund 15'000 Franken dem Verein nicht in Rechnung gestellt worden.

Für die nächste Ausgabe des St. Galler Tattoo im September 2016 wird bereits auf der Homepage geworben. Zu den Sponsoren gehören Schützengarten oder Raiffeisen. Ab dem 1. Dezember können Tickets vorbestellt werden. Der Anlass werde sicher stattfinden, bestätigt Osterwalder. Braucht es da überhaupt noch die Gelder aus dem Lotteriefonds? «Damit wären wir breiter abgestützt», erklärt er.

veröffentlicht: 25. November 2015 11:57
aktualisiert: 25. November 2015 11:57
Quelle: SDA

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