«Es gibt immer wieder Schatzräuber»

· Online seit 12.07.2017, 20:05 Uhr
In der Ostschweiz treiben sich immer wieder Schatzräuber herum, die illegal Bodenschätze suchen. Im Thurgau setzt man auf Aufklärung und hofft auf Ehrlichkeit.
Raphael Rohner
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«Wir suchen regelmässig stundenweise auf den gängigen Plattformen nach Schätzen die aus unserem Boden kommen», sagt die St.Galler Kantonsarchäologin Regula Steinhauser. Sie fanden das Verkaufsangebot eines St.Galler Schatzräubers, der eine einzigartige Goldmünze in St.Gallen gefunden und verhökert hatte. «Als wir den Verkauf entdeckt hatten, kam ich ins Springen», sagt Steinhauser.

Schatzräuber hatte Waffen und Drogen zuhause

Der Verkäufer der seltenen Goldmünze hatte bei sich zuhause noch rund zwei Dutzend weitere antike Bodenschätze, die er hätte melden müssen. Dazu kamen noch Drogen und illegale Waffen. Ob die gefundenen Waffen und Drogen einen Zusammenhang mit der illegalen Schatzsuche hatten, ist nicht bekannt.

Schatzjäger zerstören die Geschichte mutwillig

«Solche schwarzen Schafe zerstören die Kultur der Menschen indem sie egoistisch handeln», sagt Urs Leuzinger, Archäologe im Kanton Thurgau. Dort wurden in der Vergangenheit immer wieder Schatzräuber erwischt: «Man kann sich vorstellen, dass diese Schatzräuber mit einem Metalldetektor wie auf einer Schwarzwäldertorte herumlaufen und die Kirsche darunter suchen. Wenn sie glauben eine gefunden zu haben, graben sie ein Loch hinein, ohne das darum herum zu kennen und zu deuten.» So würden Schatzsucher die Geschichte mutwillig zerstören.

Legale Schatzsucher weisen sich aus

In der Ostschweiz sind einige legale Schatzsucher unterwegs. Wer jemanden mit Metalldetektor, Spaten und Schaufel trifft soll laut Leuzinger höflich nachfragen, was die Person da mache: «Wenn es ein legaler Hobby-Schatzsucher ist, zeigt er die Bewilligung des Kantons und erklärt seinen Auftrag.»

Ein legaler Schatzsucher, der anonym bleiben will, ist sauer auf die Tätigkeiten der illegalen Schatzräuber: «Diese Leute sind einfach radikal. Sie machen uns die Freude an der Sache und die ganze minutiöse Arbeit zur Sau.» Es gebe immer wieder solche Fälle. Gerade kürzlich sei ein Berner dabei erwischt worden, wie er illegal graben wollte. Durch die sensibilisierte Bevölkerung seien die Fälle der illegalen Schatzräuber aber rückläufig.

Finder dürfen Schätze behalten - leihweise

In den Kantonen St.Gallen und Thurgau muss man Bodenfunde dem Kantonalen Amt melden. Leuzinger rät Findern, Fotos der Objekte zu machen und die Kantonsarchäologie zu informieren. Diese entscheide dann über das weitere Vorgehen. Auch seien die Funde nicht per se dem Kanton abzugeben: «Es gibt immer wieder Finder, denen wir gewisse Funde als Dauerleihgaben vermachen», erklärt der Archäologe. Auch entrichtet der Kanton in den meisten Fällen einen Finderlohn. Im Fall der gefundenen Goldmünzen wäre der Schatzräuber wohl wesentlich besser gefahren, wenn er sich von Anfang an korrekt verhalten hätte.

(rar)

TVO-Beitrag:

veröffentlicht: 12. Juli 2017 20:05
aktualisiert: 12. Juli 2017 20:05

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