«Es ist wie ein Bienennest»

· Online seit 24.03.2018, 15:45 Uhr
Die beliebte und einzige Churer Ausgangsmeile hat ein Problem: Fussgänger und Taxis machen die Strasse am Wochenende für Privatpersonen zur Gefahrenzone.
Dario Brazerol
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Die berühmt-berüchtigte «Sündenmeile» Churs zieht auch nach der Verschärfung des Polizeigesetzes von 2008 die Massen an. Auf knapp 300 Metern tummeln sich Partyfreudige aus der ganzen Region - zum grössten Teil auf der Strasse. Die Fahrt durchs Churer Welschdörfli wird so für Francesco letztes Wochenende zum Spiessrutenlauf. Das feiernde Volk und die Taxis, die diese nach Hause transportieren wollen, verstopfen die Strasse. Dies hat ihn dazu veranlasst, einen Post in der Facebook-Gruppe «Du bisch vu Chur, wenn...» zu verfassen.

«Wo ist dein Problem?»

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Kommentare wie «Wo ist dein Problem?» oder «Bünzli» fassen den Grundtenor der Rückmeldungen auf Francescos Post zusammen. «Die Leute haben mich falsch verstanden», sagt der Churer, der sich an den Wochenenden selbst oft in das rege Treiben im Welschdörfli stürzt. «Ich sage nicht, dass die Leute das Problem sind. Die Zone sollte ab 24 Uhr einfach für alle Autos gesperrt werden - auch für Taxis.»

Selten überfüllt

Toni Foppa, Geschäftsführer des Churer Taxiunternehmens «Taxi 24» sieht die Situation weniger prekär: «Klar kann es manchmal heikel werden. Völlig überfüllt ist das Welschdörfli aber höchstens zehn Mal im Jahr.» Ausserdem gebe es für den Privatverkehr ja auch noch die Möglichkeit, eine Umfahrung zu wählen, sagt Foppa. Für ihn liegt das grösste Problem bei den Bussen, die auch Nachts durch die Strasse fahren: «Es kann eng werden.»

Sporadische Sperrungen

Der Stadtbus sowie Taxis dürfen das Welschdörfli nämlich auch dann passieren, wenn die Strasse von der Stadtpolizei offiziell für den Verkehr gesperrt wird. Diese Sperrungen nimmt die Stadtpolizei seit 2009 kurzfristig und nach eigenem Ermessen vor. «Wir lassen die Strasse vor allem während der wärmeren Jahreszeiten sperren, wenn sich viele Personen draussen befinden», sagt Emil Gartmann, Abteilungsleiter der Verkehrs- und Sicherheitspolizei der Stadt Chur. In diesem Fall gehört die Strasse von circa 23 Uhr bis um 4 Uhr Morgens den Partygängern und den Taxifahrern. Am letzten Wochenende seien die Verhältnisse aber nicht besonders besorgniserregend gewesen.

Keine Änderungen vorgesehen

Sollten sich Autofahrer an der Situation im Welschdörfli stören, hofft Gartmann auf deren Mithilfe: «Wir sind froh, wenn die Reklamationen direkt an uns gerichtet werden, damit wir auch gleich reagieren können.» Dass sich in nächster Zukunft die Situation im Welschdörfli grundlegend ändern wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn so lange es das Welschdörfli gibt, wird es auch festende Churer geben. Und solange es festende Churer gibt, ist auch deren bester Freund nicht weit - das Taxi nach Hause.

veröffentlicht: 24. März 2018 15:45
aktualisiert: 24. März 2018 15:45
Quelle: dab

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