Fabian Schär: «Halb so schlimm»

21.08.2017, 17:49 Uhr
· Online seit 21.08.2017, 17:01 Uhr
La-Coruña-Professional Fabian Schär spricht mit der Nachrichtenagentur sda über seinen aufregenden La-Liga-Start gegen Real Madrid. Und dabei unter anderem auch über die tätliche Auseinandersetzung mit dem spanischen Star-Verteidiger Sergio Ramos.
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0:3 unterlag Depor bei der Saison-Ouvertüre und so deutlich wie keine der übrigen 19 spanischen Erstligisten. Das negative Ergebnis ist allerdings zu relativieren, gegen die beste Klub-Mannschaft Europas sah der FC Barcelona im Supercup weniger gut aus. Der Kommentator von «La Voz de Galicia» fasste den schwierigen Abend gegen Real Madrid realitätsnah zusammen: «Deportivo wahrte sein Gesicht.»

Zum gleichen Fazit gelangt Fabian Schär. «Real machte aus wenig sehr viel, und wir vergaben zu Beginn ein paar Chancen. Vorführen lassen haben wir uns aber keinesfalls», analysiert der 25-Jährige im Telefonat mit der SDA sein Liga-Debüt. Real sei bereits in einer exzellenten Verfassung: «Ihre Frühform hat mich überrascht, das war in den letzten Jahren nicht immer so.»

Der von den «La Voz»-Lesern zum drittbesten Depor-Spieler gewählte Ostschweizer stand mehrfach im Mittelpunkt. Beim Stand von 0:2 verwickelte der forsche Neuankömmling den Madrider Captain Sergio Ramos in ein Trashtalk-Rencontre, worauf der Welt- und Europameister die Beherrschung verlor und Schär ohrfeigte.

Zur in den spanischen Medien als diskussionslose Tätlichkeit deklarierten Entgleisung der Real-Ikone vertritt Schär tags darauf einen ebenso deutlichen Standpunkt: «Ich bin auch kein Lamm und habe ihn zuvor ein bisschen provoziert, aber er schlägt mir die Hand ins Gesicht - eine klare Rote Karte. Aber ich will das gar nicht mehr gross thematisieren, es ist halb so schlimm.»

Dass sich Madrids kompromissloser Leader in der Nachspielzeit doch noch seinen 23. Platzverweis einhandelte, kommentiert Schär nicht. Für ihn stehen andere Fakten als der prominent besetzte Nebenschauplatz im Vordergrund. «Ich bin in erster Linie froh, endlich mal wieder 90 Minuten lang gespielt zu haben. Es tat gut, in einem Ernstkampf gebraucht zu werden.»

La Coruña ist für ihn aktuell ein Glücksfall. In Hoffenheim stand er während nahezu einer gesamten Saison still. 284 Minuten Einsatzzeit gewährte ihm Julian Nagelsmann, der Höhenflug der TSG fand ohne den Innenverteidiger statt. Vor dem prickelnden Rendez-vous mit dem Champions-League-Titelhalter stand er in der Meisterschaft letztmals am 26. November 2016 von Beginn weg auf dem Platz.

Schon während der Vorbereitung bei seinem neuen Arbeitgeber habe er die Wertschätzung des Trainerstabs zu spüren bekommen. Pepe Mel, der Mittfünfziger ist seit bald zwei Dekaden im Trainerbusiness aktiv, vertraut Schär und goutiert dessen Bereitschaft, im Spielaufbau Risiken einzugehen. Das gute Einvernehmen beruht auf Gegenseitigkeit: «Ich habe mich hier gut eingelebt und bin froh, meinen alten Rhythmus wieder aufbauen zu können.»

Der Umzug vom Kraichgau an die schmucke Atlantikküste behagt ihm nicht nur in sportlicher Hinsicht: «Es lohnt sich, hier zu leben. Ich bin extrem froh, diesen Schritt gemacht zu haben.» Schär ist nicht nur auf das neue Fussball-Level gespannt, er betrachtet den Transfer in den Süden auch kulturell als Chance: «Ich lerne eine neue Sprache und ein neues Land kennen.»

Und bei Deportivo schätzt und mag er die Geschichte, die sich hinter dem Verein verbirgt. In den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende gehörte La Coruña vorübergehend zum innersten Elite-Zirkel. In der goldenen Ära von Javier Irureta gewann der Verein Cup und Meisterschaft, in der Champions League erreichten die Galizier dreimal den Viertelfinal, 2004 sogar die Runde der letzten vier.

Trotz späterer Einbrüche und Abstürze geniesst Depor landesweit eine hohe Popularität: «Die grosse Vergangenheit wird immer wieder sichtbar, überall in Spanien wird der Klub unterstützt.» Die Ambiance im Stadion Riazor nahm Schär aussergewöhnlich gut wahr. Und auch die Haltung der Entscheidungsträger gefällt ihm, die Lage richtig einzuschätzen und keinen zusätzlichen Druck auszuüben: «Deshalb sind wir fähig, eine gute Saison zu spielen.»

veröffentlicht: 21. August 2017 17:01
aktualisiert: 21. August 2017 17:49
Quelle: SDA

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