Fans nach Bühnensturm enttäuscht von Desiigner

· Online seit 07.07.2017, 17:39 Uhr
Der US-Rapper Desiigner bot während seines gestrigen Auftritts am Openair Frauenfeld Fans zu sich auf die Bühne. Eine Aktion, die zuerst gut ankam, dann jedoch in einem Chaos endete, weil immer mehr Besucher auf die Bühne stiegen. Das Resultat: Riesengedränge, Konzertabbruch und Buhrufe.
Stephanie Martina
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Desiigner ist keiner, der einfach auf die Bühne steht, seine Show durchzieht und danach wieder verschwindet. Der US-Rapper gibt sich gerne nahbar – auch in Frauenfeld. Er schüttelte Hände, umarmte seine Fans, stieg ins Publikum hinab und kurz vor Konzertende rief er seine Zuhörer sogar dazu auf, zu ihm auf die Bühne zu klettern.

Einer, der sich nicht zwei Mal bitten liess und zu Desiigner auf die Bühne stieg, ist Julian Lopez aus Neuchâtel. «Zuerst war es sehr cool, doch dann waren plötzlich etwa hundert Leute auf der Bühne, viel zu viele», erzählt der 27-Jährige. Als es immer mehr Leute wurden, wurde es ihm zu gefährlich. Als die Sicherheitskräfte nach rund einer Viertelstunde eingeschritten seien, sei er sofort von der Bühne gesprungen.

Vergebliches Warten auf «Panda»

Unwohl fühlte sich auch Céline Dattoli aus dem solothurnischen Hochwald. «Wir haben uns zu Beginn des Konzerts etwas nach vorne gedrängt, weil es so cool war. Doch als dann alle Leute auf die Bühne klettern wollten, gab es ein grosses Gedränge», erzählt Céline. Viele Männer drängten sich hektisch durch die Menge nach vorne, um auf die Bühne zu kommen. Und da sie selbst etwas kleiner sei, sei sie zurückgedrückt worden. «Das war kein gutes Gefühl, es wurde immer enger», schildert die 17-Jährige. Céline und ihre Freunde hätten sich daraufhin entschlossen, das Konzert von weiter hinten zu verfolgen, doch viel zu sehen gab es nicht mehr: «Alle hatten gehofft, dass er noch sein bekanntestes Lied ‘Panda’ spielt, doch soweit kam es leider nicht mehr.»

Auch ihre Freundin Cora Wohlgemuth war über das abrupte Ende enttäuscht: «Alle waren etwas verwirrt. Desiigner war plötzlich verschwunden und auf der Bühne standen nur noch die Besucher. Ich fand ihn am Anfang sehr sympathisch, weil er auf die Fans zugegangen ist, doch das Ende war schwach. Er hätte wenigstens noch etwas sagen können. Vielleicht hätte es dann keine Buhrufe gegeben.»

Aktion lief aus dem Ruder

Hardy Nimi aus Luzern ist ein grosser Desiigner-Fan. «Ich fand es cool, dass er seine Fans auf die Bühne geholt hat. Im ersten Moment hat es auch richtig geil ausgesehen», sagt der 22-Jährige. Doch auch er merkte schnell, dass Desiigners Plan nicht aufgegangen und die Situation etwas aus dem Ruder gelaufen war. Irgendwann sei es ausgeartet, der DJ habe immer wieder gerufen, dass alle von der Bühne gehen sollten, doch nichts passierte. «Ich glaube, auch die Sicherheitskräfte hätten wenig tun können, denn die Aktion war ja Teil seiner Show. Vermutlich hat Desiigner unterschätzt, dass wenn einige auf die Bühne gehen, plötzlich alle wollen», sagt Hardy.

Menschenstrom drängte Richtung Bühne

Die Sicherheitskräfte hätten die Leute regelrecht von der Bühne runterstossen müssen, erzählt Nicolas Wirth. «Vielleicht hätten die Securitas früher eingreifen sollen, weil solche Situationen bei grossen Menschenmassen schnell gefährlich werden können», sagt der 17-jährige Berner. Auch er habe sich kurz überlegt, ob er auf die Bühne soll: «Zuerst war es lustig, doch dann ist es ausgeartet, weil viel zu viele Leute auf der Bühne standen.» Dennoch habe Desiigner immer noch Leute dazu animiert, zu ihm hochzukommen. «‹Alle auf die Bühne› rief er kurz vor dem Konzertabbruch. Daraufhin gab es einen Menschenstrom in Richtung Bühne. Es wurde echt gefährlich, aber zum Glück geriet niemand in Panik», sagt Nicolas.

 

Openair war über Aktion nicht informiert

Für Joachim Bodmer, Mediensprecher des Openair Frauenfelds, ist dieser Vorfall nichts Aussergewöhnliches: «Wie es bei Konzerten ab und zu vorkommt, hat Desiigner Leute zu sich auf die Bühne gerufen. Allerdings ist die Aktion in diesem Fall vermutlich etwas erfolgreicher gewesen, als es der Künstler wollte. Weil schliesslich zu viele Fans auf die Bühne stiegen, konnte das Konzert nicht zu Ende gespielt werden.»

Wie Bodmer erklärt, seien die Verantwortlichen des Openair Frauenfelds nicht darüber informiert, wenn ein Künstler Aktionen dieser Art plane. «Der Künstler entscheidet selbst, was während seines Auftritts auf der Bühne vor sich geht. Aber natürlich wäre es besser, wenn gerade solche Vorhaben im Vorfeld mit uns abgesprochen würden, damit die Securitas entsprechend vorbereitet sind», erklärt Bodmer. Da es beim Vorfall keine Verletzten gegeben habe, sei der Fall für die Verantwortlichen abgeschlossen.

veröffentlicht: 7. Juli 2017 17:39
aktualisiert: 7. Juli 2017 17:39
Quelle: stm

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