FCSG auch gegen Zürich mit Depressiv-Fussball

28.10.2016, 11:26 Uhr
· Online seit 27.10.2016, 23:47 Uhr
Die Misere beim FC St.Gallen geht weiter. Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Zürich müssen die Grün-Weissen auch das Kapitel Schweizer Cup abhaken. Zwar kam die Truppe von Trainer Zinnbauer um ein weiteres Debakel herum, spielerisch folgte eine nächste Bankrotterklärung. Zu den Spielernoten.
Marco Latzer
Anzeige

Tor:

Dejan Stojanovic. Note: 3,5. Kam als Cup-Torhüter überraschend zum Einsatz, obwohl Stammkraft Lopar bei der Luzern-Pleite noch der beste Mann auf dem Rasen war (neben der Latte natürlich). Kein kapitaler Bock, aber die fehlende Spielpraxis war ihm anzumerken.

Verteidigung:

Silvan Hefti. Note: 4,0. Ausgerechnet der Jungspund avanciert gegen Zürich zum Leistungsträger. Wirkte bissig und deutete sein enormes Entwicklungspotenzial an. Von ihm können sich etliche seiner - wahrscheinlich besser bezahlten - Teamkollegen eine dicke Scheibe abschneiden.

Karim Haggui. Note: 1,5. Erneut ein ziemlich blasser Auftritt. Der Ex-Düsseldorfer ist weiterhin weit von seinen besten Bundesliga-Zeiten entfernt. Ob da noch mehr kommt?! Fraglich

Roy Gelmi. Note: 2,5. War beim ersten Tor wortwörtlich der Tor. Stand nicht bei seinem Mann, als Cavusevic zunächst den Pfosten traf und Buff anschliessend abstauben konnte. Aber wer will schon einem Spieler, der mal vier Spiele auf der Bank sitzt und dann plötzlich wieder in der Startelf steht, ernsthafte Vorwürfe machen?! Abgesehen von seinem Lapsus wirkte er nämlich ziemlich willig.

Kofi Schulz. Note: 2,0. Grosses Laufpensum - das wollen wir ihm zu Gute halten, generell aber ein wenig erbaulicher Auftritt. Technische Mängel, schlechte Pässe, wenig überzeugend in Zweikämpfen. Zinnbauer hält trotzdem grosse Stücke auf ihn, sonst würde er nicht praktisch permanent spielen.

Mittelfeld:

Alain Wiss. Note: 2,0. Musste in jüngerer Vergangenheit oft in der Verteidigung aushelfen, gegen Zürich erhielt er eine Chance im Mittelfeld, wo er sich selbst eher Zuhause fühlt. Genutzt hat er sie freilich nicht, war zudem stark gelb-rot gefährdet. Letztlich ein Risiko für seine Mannschaft.

Marco Aratore. Note: 3,5. Einige offensive Ansätze und eine Portion vorhandener Mut. Das ist nicht viel, reicht aber problemlos, um der beste Mittelfeldkicker beim FC St.Gallen zu sein.

Toko. Note: 3,0 Kämpfte und grätschte bis zum Umfallen. War trotzdem weniger überzeugend als auch schon; auch weil ihm für einmal erstaunlich viele Fehlpässe unterliefen.

Danijel Aleksic. Note: 1,0. Ein Komplettausfall. Kein Einfluss aufs Spiel, keine öffnenden Pässe, rein gar nichts. Dazu katastrophale Eckbälle und Freistösse, die an Harmlosigkeit kaum mehr zu überbieten waren. Wirklich ganz, ganz schwach.

Andreas Wittwer. Note: 1,5. Von der Verteidigung ins Mittelfeld rotiert. Zinnbauer zementierte mit seiner Nomination die ultradefensive Einstellung in den Köpfen seiner Spieler. Nicht in eine relevante Szene involviert; das Spiel lief völlig an ihm vorbei.

Sturm:

Albian Ajeti. Note: 3,0. Nachdem zuletzt Buess überhaupt nicht mehr zu überzeugen vermochte, bekam er als Einzelkämpfer im St.Galler Sturm eine Chance. Keine leichte Aufgabe. Schaffte es kurz vor Schluss tatsächlich, den Anschlusstreffer zum 1:2 zu erzielen. Erstaunlich. Andere Kicker wären in seiner Lage schon längst verzweifelt gewesen.

FM1Today-Teamschnitt: 2,5

Fazit: Wer möchte, könnte sich nach der 0:3-Pleite in Luzern eine Aufwärtstendenz herbeireden. Tatsächlich waren die Grün-Weissen hinten weniger anfällig als auch schon; aber auch nur, weil Trainer Joe Zinnbauer eine ziemlich defensiv ausgerichtete Truppe auf den Rasen schickte. Bloss: Wieder fingen sich seine Kicker zwei vermeidbare Gegentore. Da hinten sind sie trotz aller Bemühungen weiterhin nicht ganz dicht.

Und vorne? Da weht momentan nicht einmal ein laues Lüftchen. Das Anschlusstor in der letzten Minute der regulären Spielzeit war der einzige Angriff aus dem Spiel heraus. Über die gesamten 90 Minuten notabene. Das sind anderthalb Stunden. Und das ist ziemlich viel Zeit und ziemlich wenig Ertrag.

13 Monate nach der Amtsübernahme von Joe Zinnbauer, der, wir erinnern uns gut daran, vollmundig Offensivsfussball versprach, ist gerade die Torfabrik die grösste und übelste Baustelle dieser Truppe. Weil keine Philosophie vorhanden ist. Weil es offenbar nichts Relevantes gab, was der Trainer in dieser Zeit seinen Schützlingen einimpfen konnte.

Joe Zinnbauer anerkannte an der Pressekonferenz die Schwächen seiner Mannschaft. Von guten Trainings sprach er nicht mehr - vielleicht weil trotz diesen angeblich guten Leistungen abseits der Ernstkämpfe kaum ein stehender Ball mal dort landet, wo er eigentlich sollte. Der Deutsche wirkte angeschossen und platt. Über seine Person sprechen will er weiterhin nicht. Und auf die Frage, ob er auch am Sonntag gegen Thun auf der Bank sitzen werde, antwortete Zinnbauer lapidar: «Davon gehe ich aus.»

Das Kapitel Schweizer Cup ist für den FC St.Gallen für dieses Jahr abgeschlossen. Zu Mehreinnahmen auf finanzieller Seite wird es nach dem Aus im Achtelfinale nicht kommen. Und bei einer weiteren Niederlage gegen Thun am Sonntag sieht es auch in der Liga düster aus. Der Baum brennt beim FCSG!

Die heutige Medienkonferenz zum Spiel gegen Thun gibt es bei uns ab 13.30 Uhr im Livestream.

veröffentlicht: 27. Oktober 2016 23:47
aktualisiert: 28. Oktober 2016 11:26

Anzeige
Anzeige