Fehltentscheidungen beim Friedensnobelpreis

09.10.2015, 11:30 Uhr
· Online seit 09.10.2015, 10:15 Uhr
Die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises dürfte keine all zu laute Kritik auslösen. Dies war in der Vergangenheit nicht immer so. Hier sind drei der grossen Fehlentscheidungen bei früheren Verleihungen.
Mario Pavlik
Anzeige

Es ist der Ritterschlag für Menschen, die sich um den Weltfrieden bemüht haben: In der norwegischen Hauptstadt Oslo wurde der Friedensnobelpreis an ein tunesisches Quartett für den nationalen Dialog vergeben. Dies im Sinne des Stifters Alfred Nobel, welcher den Preis für Personen vorsah, die «am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt» haben.

Zweifel, ob die richtigen Personen mit dem ehrwürdigen Preis ausgezeichnet wurden, waren in der Vergangenheit durchaus angebracht:

Jassir Arafat

Für die einen ein Freiheitskämpfer, für die anderen ein Terrorist: Jassir Arafat erhielt 1994 den Nobelpreis für die Bemühungen um den Frieden im Nahen Osten. Ein Mitglied des Nobelkomitees trat nach der Vergabe zurück, da für ihn Arafat für «Terror, Gewalt und Blutvergiessen» stand. Jassir Arafat hatte als Mitbegründer und Anführer der palästinensischen Fatah jahrelang terroristische Anschläge auf israelische, jordanische und libanesische Ziele verübt und war dabei am Tod von Hunderten von Menschen beteiligt.

Henry Kissinger

Henry Kissinger liess Luftangriffe in Indochina ausweiten und Laos und Kambodscha bombardieren. Die Herbeiführung eines Waffenstillstands im Vietnamkrieg, an der er kurz darauf beteiligt war, war dem Nobelkomitee offenbar genug Friedensstiftung, um dem ehemaligen US-Aussenminister den Friedensnobelpreis zuzusprechen.

Barack Obama

Der amtierende US-Präsident erhielt den Friedensnobelpreis wohl nicht für Verdienste, sonder vielmehr als Auftrag. Ihm wurde die Auszeichnung mit der Begründung verliehen, dass er «ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen» und die multilaterale Diplomatie wieder ins Zentrum gerückt hat. Viel hatte der Preisträger bis dahin allerdings noch nicht für den Weltfrieden erreicht, von seinem Vorgänger George W. Bush dafür mehrere blutige Kriege geerbt.

Er hätte ihn verdient

Der grösste Skandal in der Geschichte des Friedensnobelpreis ist jedoch ein ganz anderer, nämlich der, dass die Ikone der Friedensstiftung die Auszeichnung nicht erhalten hat: Der indische Friedensaktivist Mahatma Gandhi.

(red)

 

veröffentlicht: 9. Oktober 2015 10:15
aktualisiert: 9. Oktober 2015 11:30

Anzeige
Anzeige