Gewerkschaft wehrt sich gegen Abschaffung der Minibar

08.01.2016, 11:44 Uhr
· Online seit 08.01.2016, 11:29 Uhr
Heute haben die SBB das Ende der Minibars in den Zügen verkündet. Die Gewerkschaft kritisiert nun in einer ersten Reaktion das «reine Profitdenken» und fordert die Weiterbeschäftigung des Personals.
René Rödiger
Anzeige

Die SBB begründete die Änderung namentlich mit dem schnell wachsenden Verpflegungsangebot in Bahnhöfen. Weil immer mehr Getränke und Esswaren vor der Fahrt gekauft werden können, gehen die Umsätze im Bahncatering zurück, wie die SBB in einem Communiqué schrieb. Besonders betroffen sei die Minibar.

In den letzten Jahren gingen die Umsätze aus dem Verkauf von den «Wägeli» um rund 40 Prozent zurück, wie die SBB schrieb. Verpflegen kann man sich in den Zügen aber weiterhin: Reisende in der ersten Klasse werden weiterhin am Sitzplatz bedient.

Pendler sollen sich im Speisewagen versorgen

Wer zweiter Klasse reist, kann im Speisewagen vom Take Away einkaufen. Die SBB schrieb dazu, dass mit der Beschaffung von neuen Doppelstock- und Gotthard-Zügen (Giruno) die Zahl der Speisewagen erhöht werde. Derzeit hat die SBB 90 Speisewagen. Im Jahr 2021 sollen es 120 sein.

Gastronomie will die SBB künftig in allen EuroCity- und InterCity-Zügen anbieten. Die Verpflegung selber mitnehmen muss dagegen, wer einen Interregio-Zug besteigt. Auf diesen Linien wird wegen mangelnder Nachfrage kein Gastronomie-Angebot mehr zur Verfügung stehen.

Die SBB konzentriert sich zudem auf die Gastronomie in den Zügen: Sie will die Flächen der «Segafredo»-Stände in den Bahnhöfen per Mitte 2016 neu vermieten. Diese Stände werden derzeit von der SBB-Tochtergesellschaft Elvetino als Franchising-Partner betrieben. Für betroffene Mitarbeitende wird eine sozialverträgliche Lösung gesucht.

«SBB hat sich Grab selber geschaufelt!»

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) kritisierte in einem Communiqué «Folgen von reinem Profitdenken» und verlangte, die betroffenen Angestellten weiterzubeschäftigen. Die Minibars böten 300 Personen Arbeit. Solle Minibar-Personal in Speisewagen eingesetzt werden, müsse es von Elvetino dafür geschult werden. Dasselbe gelte für die 65 Angestellten an den Segafredo-Ständen.

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV erhalte von den SBB regelmässig «ein Bekenntnis zur Bahngastronomie», heisst es in einer Mitteilung. Nun komme das überraschende Aus für die Minibars. «Wir sind entsetzt», lässt sich SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger zitieren. Die Minibars seien ein unverzichtbarer Kundendienst und wesentlicher Bestandteil des Service public der SBB. Laut SEV bieten die Minibars rund 300 Personen Arbeit.

Wie die Gewerkschaft weiter schreibt, hätten die «SBB selbst am Grab der Minibars geschaufelt». Immer mehr Take-Away-Stellen würden an Bahnhöfen vermietet und nicht mehr selbst betrieben werden. «Die Umsätze sind logischerweise rückläufig, wenn sich immer mehr Reisende bereits am Bahnhof mit Getränken und Snacks eindecken», heisst es.

Für den SEV sei ein Ausstieg aus dem Minibar-Angebot undenkbar: «Wir fordern, dass Minibars weiterhin fahrplanmässig, zuverlässig und für die Reisenden nachvollziehbar in den ausreichend frequentierten Zügen eingesetzt werden.»

veröffentlicht: 8. Januar 2016 11:29
aktualisiert: 8. Januar 2016 11:44
Quelle: pd/red.

Anzeige
Anzeige